Der Flughafenbetreiber Fraport tritt im Bieterwettstreit um Betriebskonzessionen für die spanischen Flughäfen in Madrid und Barcelona auf die Bremse. Wenn die Preisvorstellungen der spanischen Regierung so blieben wie bislang, sei das Engagement «nicht sehr attraktiv», sagte der Fraport-Vorstandsvorsitzende Stefan Schulte am Montagabend in Frankfurt vor Journalisten. Auch im Rennen um den Flughafen Athen sei man «vorerst aus dem Rennen», da das intern gesetzte Limit überschritten sei. Fraport hatte bereits vor einigen Tagen erklärt, nicht mehr für die Hochtief-Flughafenbeteiligungen zu bieten, zu denen auch Athen gehört.
Wesentlich vielversprechender verliefen laut Schulte die Verhandlungen in Brasilien, wo die Regierung noch in diesem Jahr den Flughafenbetrieb in Sao Paulo und Brasilia privatisieren will. Im kommenden Jahr werde Rio de Janeiro folgen. Gerade im Hinblick auf die Olympiade 2016 und die Fußball-Weltmeisterschaft zwei Jahre zuvor könne Fraport mit seinem Know-how die kompletten Abläufe auf den südamerikanischen Flughäfen optimieren, meinte der Fraport-Chef. Als Referenz diene der erfolgreiche Flughafen im peruanischen Lima, in den Fraport bereits im Jahr 2000 eingestiegen war.
Die im M-DAX notierte Fraport betreibt derzeit 13 Flughäfen weltweit, darunter in Deutschland den Flughafen Hannover. Mit der neuen Landebahn in Frankfurt, die im Oktober eröffnet wird, ist zudem ein stetiges Wachstum an der Heimatbasis möglich. Bereits zum Winterflugplan werde es fünf Prozent mehr Flugbewegungen geben, die Zahl der angebotenen Sitze ab Frankfurt werde um 8 Prozent steigen, kündigte Schulte an.
Im September sei die Passagierzahl in Frankfurt weiter gestiegen, während die Luftfracht stagniere. Das könne als konjunkturelles Warnsignal interpretiert werden, wenngleich es im Vorjahr Nachholeffekte nach der Wirtschaftskrise gegeben habe. Insgesamt rechne er im Frachtgeschäft mit einer Normalisierung auf deutlich reduziertem Niveau.
In Spanien hatte Fraport gemeinsam mit dem spanischen Infrastrukturkonzern Acciona um die Konzessionen geboten. Die Regierung verlangt neben dem Einmalpreis von 3,7 Milliarden Euro für Madrid Barajas und 1,6 Milliarden Euro für Barcelona El Prat jährliche Gebühren von 20 Prozent der Flughafeneinnahmen. Die Konzessionen werden für 20 Jahre vergeben und können um fünf Jahre verlängert werden. Madrid Barajas und Barcelona El Prat gehörten 2010 mit fast 50 Millionen beziehungsweise gut 29 Millionen Passagieren zu den größten Flughäfen weltweit.