Der deutsche Flughafenverband ADV hat vor Forderungen nach weiteren Einschränkungen des nächtlichen Flugbetriebs in Deutschland gewarnt. Um Deutschland an internationale Warenströme anzubinden, brauche das Land Nachtflug an ausgewählten Standorten, sagte Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel zum "Tag des Lärms" am heutigen Mittwoch.
Der Schutz der Anrainer vor Fluglärm bleibe nach Corona ein "Top-Thema" für die Flughäfen. Die Luftverkehrsbranche engagiere sich dafür, den Lärm immer weiter abzusenken. Das werde beispielsweise durch moderne Flugzeuge erreicht. Es sei in den vergangenen Jahren gelungen, lärmabhängige Flughafenentgelte nach den lokalen Gegebenheiten standortspezifisch weiterzuentwickeln, so der Flughafenverband.
Zwar ist die Zahl der Flugbewegungen vielerorts noch immer nicht wieder auf dem Niveau von 2019, dennoch fordern Flughafengegner bereits neue Einschränkungen. Das Bündnis der Bürgerinitiativen gegen einen Ausbau des Flughafens setzt sich beispielsweise für eine Nachtruhe zwischen 22.00 und 6.00 Uhr ein. Derzeit gilt zwischen 23.00 und 5.00 Uhr ein Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen.
Die Bundesvereinigung gegen Fluglärm fordert, den Flugverkehr insgesamt zu beschränken. "Wir müssen die Anzahl der Flugbewegungen deutlich reduzieren", forderte Vereinigungspräsident Carl Ahlgrimm. Ohne Komfort- und Zeitverlust können beispielsweise Kurzstreckenflüge auf die Bahn verlagert werden.
Darüber hinaus würden Flughäfen Lärmprivilegien zu Lasten der Anwohner genießen. Die gesetzlich besonders geschützte Nachtruhe ab 22 Uhr werde konsequent durch den Flugverkehr missachtet, heißt es in einer Mitteilung.
Dem widerspricht der Flughafenverband. "Die Bestimmungen des modernen Fluglärmschutzgesetzes und seiner zahlreichen Durchführungsbestimmungen haben gerade beim Schutz vor Fluglärm in der Nacht das Niveau deutlich erhöht. Gegenüber den Verkehrsträgern Straße und Schiene gelten die schärfsten Vorgaben für den Lärmschutz rund um die Flughäfen", vergleicht Beisel.
Der Luftverkehr in Deutschland trage unmittelbar zur Wertschöpfung und Beschäftigung bei und sei unentbehrlich für Wirtschaftswachstum, Warenverkehr, Logistik, Erreichbarkeit, Mobilität und Konnektivität, wirbt der Verband für Verständnis. Es sei leider unvermeidbar, dass dabei Lärm entstehe.
In der Tat ist Verkehrslärm ein Problem, das nicht nur den Luftverkehr betrifft. Laut Umweltbundesamt fühlen sich 75 Prozent der deutschen Bevölkerung vom Straßenverkehrslärm gestört oder belästigt, 42 Prozent vom Flugverkehrslärm und 35 Prozent vom Schienenverkehrslärm.