Der Frankfurter Flughafen will sich stärker für Billigfluglinien öffnen. Damit reagiere Deutschlands größtes Luftfahrtdrehkreuz auf die in ganz Europa wachsende Präsenz sogenannter Low-Cost-Airlines, sagte ein Sprecher der Betreibergesellschaft Fraport am Mittwoch. Denkbar sei, den Billigfluglinien bei den Abfertigungszeiten am Boden entgegenzukommen und den Betrieb in Frankfurt für Anbieter wie Easyjet oder Eurowings trotz hoher Gebühren rentabel zu machen.
Fraport-Chef Stefan Schulte hatte zuvor im Gespräch mit der "Börsen-Zeitung" von Mittwoch gesagt, der Frankfurter Flughafen könne nicht "dauerhaft an einem Marktsegment vorbeigehen, das heute von den Kunden erwartet wird". Low-Cost werde "auch in Frankfurt eine stärkere Rolle spielen".
Die durch weniger aufwendigen Service günstigeren Airlines hätten bei Flughäfen in Europa mittlerweile einen Marktanteil von fast 30 Prozent. Während in Frankfurt für die kommenden Jahre insgesamt ein Passagierwachstum von zwei bis drei Prozent erwartet würde, könnten höhere Wachstumsraten nur an Flughäfen erzielt werden, "die sich speziell für Low-Cost Carrier öffnen", sagte Schulte.
Dies bestätigt auch der jüngste "Low Cost Monitor" des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Beispielsweise habe die Expansion von Rynair zu einer stärkeren Auslastung der Flughäfen Berlin-Schönefeld und Köln/Bonn geführt, heißt es im Bericht.
Vueling seit längerem am Flughafen Frankfurt aktiv
Viele Billigfluglinien nutzen bislang vor allem dezentrale und kleinere Flughäfen mit geringeren Gebühren, an denen sie trotz ihrer verhältnismäßig niedrigen Ticket-Preise Gewinn machen. Mit der spanischen Fluggesellschaft Vueling ist in Frankfurt aber bereits seit einigen Jahren ein günstiger Anbieter vertreten. Im Sommer soll außerdem der isländische Anbieter Wow dazukommen, der auch billige Interkontinentalflüge nach Nordamerika anbietet.
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Die britische Low-Cost-Airline Easyjet hat laut Fraport dagegen schon mehrfach in Frankfurt angefragt, wurde aber bislang von den Gebühren abgeschreckt. Durch verkürzte Wartezeiten bei der Abfertigung könnte der Rhein-Main-Airport für Easyjet und andere Billiganbieter nun doch interessant werden. Die Wartezeit am Boden sei für diese "wichtiger als die Vorfeldposition oder das Ambiente im Gate-Bereich", sagte Schulte. Bei den Gebühren wird es aber laut Fraport-Sprecher für Billiganbieter keinen Rabatt geben.