EADS-Chef Tom Enders rät der Bundesregierung von einer Beteiligung an dem geplanten neuen Rüstungsriesen aus EADS und der britischen BAE Systems ab. "Ich sehe im Kauf eines Aktienpakets keinen Vorteil für unser Land. Das würde Milliarden an Steuermitteln verschlingen, ohne dass Deutschland dafür besondere Rechte oder Garantien bekäme", sagte Enders der "Bild"-Zeitung heute.
Nach Einschätzung des CSU-Verteidigungsexperten Florian Hahn führt die Anteilsdiskussion ins Leere. "Frankreich wird auf seine Anteile nicht verzichten, Großbritannien keinen Kauf von deutscher Seite tolerieren", sagte der CSU-Bundestagsabgeordnete. "Entscheidend ist daher, Standorte, Fähigkeiten und Arbeitsplätze zu sichern." Dazu gehörten ein deutsches Headquarter in München und Arbeitsplatzgarantien. Die Zusage von Enders nannte Hahn einen "guten Anfang". Er forderte: "Jetzt muss die Bundesregierung nachziehen.".
Enders hält an der Lösung der "goldene Aktien", die den Staaten ein Vetorecht erteilt, fest und hofft, dass das neue Unternehmen ohne Beteiligungen europäischer Regierungen leichter an Aufträge etwa in Asien oder den USA kommt. Der EADS-Chef wiederholte sein Angebot von Standort- und Arbeitsplatzgarantien im Fall einer Fusion und warnte vor einem Scheitern: "Entweder wir bauen Arbeitsplätze ab oder wir erschließen international neue Märkte." Das Rüstungsgeschäft müsse ausgebaut werden.
Bisher verfügen Frankreich und Deutschland direkt und indirekt über jeweils gut 22 Prozent der EADS-Anteile, die deutschen Interessen nimmt jedoch der Autokonzern Daimler wahr. Bei der britischen BAE Systems sind keine Staaten Großaktionäre. Es gibt von mehreren Seiten Vorbehalte gegen die Fusion, offiziell prüfen Deutschland und Frankreich das Vorhaben noch.
Ian King, Vorstandschef von BAE Systems, soll bei einem Zusammenschluss mit EADS angeblich erheblich persönlich profitieren. Angehäufte Bonuszahlungen in Aktienanteilen seiner 36 Jahre im Unternehmen würden mit einem Schlag fällig, berichtete die Boulevardzeitung "Daily Mail". Die Zeitung bezifferte die Summe, die King im Falle einer Fusion zustehen würde, auf knapp 18 Millionen Pfund (22,4 Mio Euro). BAE Systems wollte den Bericht nicht kommentieren.