Embraer-CEO Francisco Gomes Neto hat bestätigt, dass die Pläne für ein neues Turboprop-Flugzeug beim brasilianischen Hersteller derzeit "auf Eis liegen". Das liege am Fehlen attraktiver Angebote von Triebwerksherstellern. "Wir haben noch nicht die richtige Triebwerkslösung gefunden", sagte der Embraer-CEO.
Finanzvorstand Antonio Carlos Garcia sagte, Embraer hätte ein neues Turboprop-Triebwerk alleine bauen können, aber der Unterschied zu den bestehenden Triebwerken wäre nicht groß genug gewesen. Für ein bahnbrechendes Design hätte Embraer einen Partner gebraucht.
Nachdem General Electric eine Beteiligung an dem Projekt abgelehnt hatte, blieben zuletzt nur noch Pratt & Whitney Canada oder Rolls-Royce übrig. Pratt & Whitney Canada ist aber der einzige Anbieter von Triebwerken für die derzeitigen Turboprop-Flugzeuge, die auf kurzen Regionalstrecken eingesetzt werden.
Der Markt für Turboprop-Flugzeuge mit 50 bis 70 Sitzen wird von dem französisch-italienischen Unternehmen ATR dominiert, das Airbus und Leonardo gehört.
Die neue Turboprop-Maschine hatte Embraer als "Transformationsflugzeug" bezeichnet. Es sollte zwar für den Einsatz von Wasserstoff als Treibstoff vorbereitet sein, vor allem aber für die Nutzung von nachhaltigem Flugtreibstoff (SAF) gebaut werden. Allgemein sprach Embraer zuvor von einer Schadstoffreduktion von 15 Prozent im Vergleich zu aktuell am Markt befindlichen Turboprop-Maschinen.
Allerdings gibt es bei dem Flugzeugkonzept auch gewisse Ähnlichkeiten zu den Bildern der "Energia"-Konzepten des Herstellers, die allerdings erst für einen Zeitraum von 2030 bis 2040 angekündigt sind und unter anderem elektrisches oder hybrid-elektrisches Fliegen vorsehen.
Probleme auch mit E2
Embraer hat Pratt & Whitney seine "volle Unterstützung" bei der Lösung der Probleme seiner neuesten Triebwerke zugesagt. Pratt & Whitney arbeite hart daran, die Probleme mit vorzeitigem Verschleiß zu lösen, die zum Startverbot für einige Flugzeuge geführt hätten, wie Embraer-CEO Neto erklärt.
Der drittgrößte Flugzeughersteller der Welt verwendet die Getriebefan-Triebwerke von Pratt Whitney in seinen neuesten Jets der E2-Serie. Ähnliche Triebwerke sind auch für die größere Airbus A320-Neo-Familie erhältlich und stehen im Mittelpunkt eines Streits zwischen Pratt und verschiedenen Fluggesellschaft.
"Ich bin persönlich in diese Angelegenheit involviert. (...) Wir glauben, dass sie die Kompetenz haben, die Probleme zu lösen", sagte Gomes Neto auf einer Pressekonferenz in Portugal und fügte hinzu, dass Embraer-Jets weniger betroffen seien als andere Modelle. Dennoch halten Probleme derzeit beispielsweise bei KLM Flugzeuge am Boden.