Der brasilianische Flugzeughersteller Embraer rechnet bis 2024 mit einem Umsatzwachstum von rund 20 Prozent, wie der Vorstandsvorsitzende Francisco Gomes Neto erklärte. Der CEO sagte in einem Reuters-Interview, dass die offizielle Finanzprognose des Unternehmens erst Anfang nächsten Jahres vorliegen werde, aber dass das Unternehmen derzeit von einem Wachstum von rund 20 Prozent bei Umsatz und Auslieferungen ausgehe.
Dies könnte dazu führen, dass im nächsten Jahr etwa 80 Verkehrsflugzeuge und etwa 140 Geschäftsflugzeuge ausgeliefert werden, sagte Gomes Neto. Er fügte hinzu, dass diese Zahlen allerdings noch keine offiziellen Ziele seien.
Nach der Einführung mehrerer neuer Geschäfts- und Verkehrsflugzeuge seit 2017 befinde sich das Unternehmen in einer "Erntezeit", in der es sich auf die Steigerung des Umsatzes und die Konsolidierung neuer Aufträge konzentriere, erklärte Gomes Neto. Embraer habe das Potenzial, bis 2030 einen Jahresumsatz von zehn Milliarden US-Dollar (rund 9,15 Milliarden Euro) zu erreichen, die Flugtaxitochter Eve Holding nicht einberechnet, sagte er. Mit Eve könnte der Umsatz in diesem Zeitraum auf 14 Milliarden Dollar steigen.
"In den Jahren 2024 bis 2025 werden wir uns sehr darauf konzentrieren, unsere finanzielle Leistung weiter zu verbessern", sagte Gomes Neto gegenüber Reuters. "Ich denke, dass wir in zwei Jahren über neue Flugzeuge für Embraer sprechen können."
Embraer-Tochter will Wartungszentrum eröffnen
Für Embraer ist eine Qualitätskrise in der Produktion von Getriebefan-Triebwerken der RTX-Tochter Pratt & Whitney sowohl ein Problem als auch eine potenzielle Einnahmequelle. Die E2-Verkehrsflugzeuge des Unternehmens werden von diesem Triebwerkstyp angetrieben. Die portugiesische Tochtergesellschaft OGMA werde im April ein Wartungszentrum für die Überholung von GTF-Triebwerken eröffnen, sagte Gomes Neto. Sobald das Wartungszentrum voll ausgelastet ist, werden sich die jährlichen Einnahmen aus GTF-Arbeiten auf rund 500 Millionen Dollar belaufen, prognostizierte Carlos Naufel, der das Servicegeschäft von Embraer leitet. Um wie viele Triebwerke es sich 2024 handeln werde, wollte Naufel nicht sagen.
Mehrere Embraer-Manager betonten, dass die Triebwerksprobleme keine Auswirkungen auf die Verkaufszahlen hätten. Pratt & Whitney stelle nun Triebwerke her, die nicht von dem früheren Problem betroffen seien. Zuvor waren Hochdruckturbinenschaufeln aus verunreinigtem Metall hergestellt worden, was das Risiko von Rissen erhöht hatte.
Arjan Meijer, Leiter der kommerziellen Abteilung bei Embraer, erklärte, dass einige E2-Jets früher als erwartet zur Wartung müssen. Das Problem sei aber nicht so groß wie bei der Airbus-A320-Neo-Flotte, wo Hunderte von Jets bis 2026 ausfallen werden.
Die Auslieferung der Triebwerke in diesem Jahr hat sich jedoch verzögert, was den E2-Lieferplan von Embraer unter Druck setzt. Gomes Neto sagte, dass der Zeitplan von Pratt & Whitney für die Auslieferung von Triebwerken bis 2024 "realistisch bleibt, [aber] immer noch mit einigen Risiken behaftet ist".