Um neue Kurzarbeiterregelungen für die Lufthansa-Piloten gibt es weiter Streit. In der vergangenen Woche ist eine viertägige Klausur zu verschiedenen Tarifthemen, unter anderem der Verlängerung der Kurzarbeit zwischen dem Lufthansa-Management und der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) ohne Durchbruch beendet worden, bestätigte jetzt eine Unternehmenssprecherin.
Lufthansa macht nun offenbar mit der Drohung eines neuen Flugbetriebs ernst. Die neue Airline könnte die wesentliche Aufgaben der bisherigen Kerngesellschaft übernehmen. Vorgesehen sei ein eigener Flugbetrieb (AOC) nach deutschem Recht, heißt es in einem Schreiben an die Belegschaft, das am Dienstag in Frankfurt bekannt wurde. Laut Vereinigung Cockpit will der Konzern für den neuen Flugbetrieb den Markennamen Lufthansa nutzen.
Dieser neue Betrieb solle Zubringerflüge für die Drehkreuze München und Frankfurt abwickeln und Arbeitsplätze für die bislang unversorgten Piloten der eingestellten Tochter Germanwings bieten. Es geht um rund 240 Pilotinnen und Piloten, denen sonst Ende März die Entlassung droht. Für die Germanwings-Kräfte funktioniere der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen nicht, weil der Flugbetrieb beendet sei, sagte eine Konzernsprecherin auf Anfrage. Man wolle und werde für die Mitarbeiter Lösungen finden.
VC reagiert mit Unverständnis
VC-Präsident Stefan Herth bezeichnete die Strategie, immer neue Plattformen zu gründen und auch wieder zu schließen, als kurzsichtig und unkreativ. "Stattdessen sollte sich Lufthansa unbedingt auf die Verbesserung ihrer Produktqualität und auf effizientere Strukturen konzentrieren, statt ihr Heil in immer neuen Plattformen zu suchen." Die Lufthansa Group müsse ganzheitlich neu ausgerichtet werden.
VC-Tarifvorstand Marcel Gröls sprach sich gegen eine zusätzliche "Lufthansa light" aus: "Eine weitere Zersplitterung der Tariflandschaft ist nicht in unserem Interesse und kann auch nicht im Interesse der Lufthansa liegen. Wir arbeiten deshalb an einem gemeinsamen Weg, der Lösungen für alle Beschäftigten-Gruppen in den Konzern-Cockpits bietet."
Auch die Flugbegleitergewerkschaft Ufo kritisierte die Pläne. Eine neue Plattform bedrohe die Arbeitsplätze massiv, da bereits angekündigt worden sei, dass zu sehr viel geringeren Kosten produziert werde, erklärte der Ufo-Vorsitzende Daniel Kassa Mbuambi. "Auch eine Aufspaltung der Lufthansa-Passage in Lang- und Kurzstrecke wird dort erneut zu Personalüberhängen und letztlich damit auch zur Vernichtung von tarifierten Arbeitsplätzen führen."
Der Konzern hatte vor wenigen Wochen erklärt, trotz eines Personalüberhangs auf die zunächst angedrohten betriebsbedingten Kündigungen verzichten zu wollen. Dies setzte aber Vereinbarungen über die Piloten der Germanwings sowie der Lufthansa Cargo voraus.
Lufthansa meldet Teileinigungen
Die VC hat sich bislang immer heftig gegen Versuche gewehrt, das Kerngeschäft an andere, niedriger tarifierte Flugbetriebe auszulagern. Dennoch wurde das Geschäft der Eurowings und der Langstreckentochter Eurowings Discover ausgeweitet.
Laut Lufthansa kam es in der vergangenen Woche dennoch zu Teileinigungen. So sollen die Fluglehrer der verkleinerten Bremer Verkehrsfliegerschule zur Lufthansa übernommen werden. Über einen Abfindungsprogramm bei der Frachtgesellschaft müsse noch weiter gesprochen werden.
Weitere Gesprächstermine seien aber vereinbart worden.