Politik trifft auf Sarkasmus. In seiner Serie DWDWDW ("Das War Die Woche Die War") gewährt Andrew Charlton wöchentlich einen etwas anderen (Rück-)Blick auf die politische Luftfahrt.
DWDWDW
6. bis 13. November 2023
Die Kunst eines Fluglotsen besteht darin, Konflikte im Luftraum zu entflechten – abgesehen davon, dass jeder Fluglotse damit natürlich auch über ein hohes Maß an Investitions- und Managementfähigkeiten verfügt. Oder menschlich ausgedrückt: Er kann verhindern, dass Flugzeuge ineinanderkrachen.
Fairerweise muss man sagen, dass dies sowohl in der Luft erfolgen kann – was fast immer schreckliche Folgen hat – oder auch auf dem Flughafen am Boden, was normalerweise weniger schrecklich ist, aber trotzdem für Schlagzeilen sorgen kann. Derartige Konfliktlösung ist also eine sehr wertvolle Fähigkeit, Hut ab!
In gewisser Weise arbeiten Fluglotsen mit den Piloten zusammen und sind von ihnen abhängig – auch wenn sich langjährige Leser dieser Kolumne vielleicht an das bemerkenswerte Bekenntnis eines sehr erfahrenen A380-Piloten erinnern, der die Arbeit eines Piloten mit der eines Busfahrers verglich. Und zum Schluss kam – Spoiler-Alarm – dass, Busfahrer zu sein, viel schwieriger sei, weil man die ganze Zeit aufpassen müsse. Zu den Piloten kommen wir gleich.
Nichtsdestotrotz war die letzte Woche voll von Konflikten, die dringend gelöst werden mussten – aber nicht am Himmel oder auf einem Flughafen, sondern woanders, sodass die Fähigkeiten der Air Traffic Controller hier leider nicht hilfreich sein können.
Am Montag erreichte uns die Nachricht, dass Jetblue vom US-Verkehrsministerium grünes Licht für eine Klage gegen die Europäische Kommission und die niederländische Regierung erhalten hat. Jetblue klagt wegen der Entscheidung, die Zahl der verfügbaren Slots am Flughafen Schiphol zu reduzieren. Die US-Airline ist besonders verärgert, weil die Flüge, die sie seit diesem Jahr unter großem Risiko für ihren wirtschaftlichen Erfolg durchführt, nicht unter die Großvaterrechte fallen und somit verloren sind.
Nur Großväter haben Anspruch auf Großvaterrechte
Gibt es außer den etablierten Unternehmen und den Großvätern noch jemanden, der diese Slot-Regeln für richtig hält? Und da die traditionelle Luftfahrt auf Gegenseitigkeit beruht, haben die Amerikaner beschlossen, den niederländischen Fluggesellschaften mit Vergeltung zu drohen. Seit 1944 hat sich nichts verändert. Das wird ein Picknick für Juristen.
Während dieser Konflikt vor den höchsten Gerichten verschiedener Länder ausgetragen wird, ist das wunderbare Dienstagsspektakel – die King's Speech der britischen Regierung – irrelevant, aber hey, was kann man daran nicht mögen? Es gibt Pferde, eine goldene Kutsche und eine separate Kutsche für die Krone. Es gibt die Yeomen of the Guard, die das Parlament nach Guy Faulkes durchsuchen, Türen, die den Beamten vor der Nase zugeschlagen werden, also Pantomime vom Feinsten – und in diesem Jahr sogar einen Vorschlag gegen das sogenannte Drip Pricing der Fluggesellschaften.
Das bedeutet, dass der Preis, den die Passagiere zahlen müssen, von Anfang an klar sein muss. In einem Bericht hieß es, Flüge würden dadurch um 80 Pfund teurer, aber ist das wirklich so? OK, man würde die wahren Kosten von Anfang an erfahren und nicht erst während des Fluges, aber es ist mir nicht klar, wie das die Flugpreise erhöhen würde. Es ist also ein Konflikt, der zuerst im Parlament, mit der Regierung und den Lobbyisten der Fluggesellschaften ausgetragen werden muss, und dann vielleicht vor britischen Gerichten für Bagatellklagen.
Keine Eile…
Piloten mögen es nicht, wenn sie lange Zeit nicht im Mittelpunkt des Interesses stehen. Und so haben unsere alten Freunde von der European Cockpit Association (ECA) am Mittwoch einen weiteren Pfeil aus ihrem Köcher gezogen, um zu zeigen, dass Billigfluggesellschaften die Luftfahrt unsicher machen, indem sie Piloten auffordern, äh, Flugzeuge zu fliegen.
Wenn man sich die Klagen der Piloten anhört, könnte man meinen, sie sollten busfahren. Da sie zu feige sind, ihr Gesicht, ihre Stimme oder ihren Arbeitgeber zu zeigen, erzählt ein neues 45-minütiges Video eine schreckliche Geschichte nach der anderen, um die Beschäftigungspraktiken der Billigfluglinien anzuprangern.
Es gibt nur ein Problem bei dieser Darstellung: Alle Unfälle der letzten Zeit, von denen einige tödlich und andere beinahe tödlich endeten, wurden von Full-Service-Carriern und nicht von Punkt-zu-Punkt-Airlines verursacht.
Nichtsdestotrotz ist dies eine Kampagne mit dem Ziel, die Regeln der Easa und der EU-Kommission zu ändern… Wir befinden und also wieder einmal in den Korridoren der Macht.
Was die Piloten sicher nicht beruhigt, ist die neue Kampagne, die die Easa am Donnerstag gestartet hat, um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Luftfahrt zu begrenzen oder zumindest besser zu verstehen. Ein Netzwerk aus Experten und Forschern wird im nächsten Jahr einen Bericht vorlegen und dabei auf das ewige Problem des Klimawandels hinweisen. Der ist zwar eine Katastrophe, aber sie steht nicht unmittelbar bevor, weil es andere dringende Dinge gibt, um die man sich kümmern muss: die Verwechslung des Wichtigen mit dem Dringlichen. Also keine Eile...
Was echte Piloten nur unter Drogen tun können
Und dann, am Freitag, der ECA-Alptraum, wieder einmal. Gibt es ein Wort für wiederholte, sehr ähnliche Albträume? Jedenfalls geht es wieder los. Ein Pilot von Alaska Air – einer Linienfluggesellschaft in den USA, kein Billigflieger – wurde des versuchten Mordes an allen 83 Passagieren und Besatzungsmitgliedern angeklagt, nachdem er versucht hatte, die Triebwerke während eines Fluges abzuschalten.
Er verteidigte sich damit, dass er von Pilzen halluziniert und geglaubt habe, die Triebwerke abzustellen, würde ihn aufwecken. Wenn nicht, dann würde ihn das Aufbrechen der Tür und der Sprung nach draußen aufwecken. Er war natürlich müde und aufgewühlt nach einer Trauerfeier für einen Freund, an der ein überarbeiteter Pilot einer Linienfluggesellschaft offensichtlich nur teilnehmen kann, wenn er vorher psychedelische Pilze einnimmt (Anmerkung an die Redaktion: Bitte genaue Formulierung mit der ECA abklären).
Und schon befinden wir uns im Tempel der Streitbeilegung, den US-Gerichten. Du wirst schockiert sein zu hören, dass sich der Pilot nicht schuldig bekennt. Aber natürlich tut er das!
Mehr Andrew Charlton
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