
Thomas Schnalke: "Eklatantes Qualitätsproblem am eigenen Flughafen". Foto: © dpa, Matthias Balk
Flughafenchef Thomas Schnalke findet deutliche Worte gegen den für die Passagierkontrollen am Airport Düsseldorf zuständigen Dienstleister Kötter. "Es ist ein nicht zu vermittelnder Zustand, wenn wir es mit einem Dienstleister zu tun haben, der seinen vertraglichen Pflichten in einem eklatanten Maße nicht nachkommt und gleichzeitig auch keine kurzfristig umzusetzenden Lösungen einbringt", sagte Schnalke dem "Express".
Ich erwarte hier von jedem Akteur und von jedem Dienstleister, dass er alles tut, um für unsere gemeinsamen Kunden eine reibungsloses Reise sicherzustellen.
Thomas Schnalke, Chef des Flughafens Düsseldorf
Da Kötter mit Personalmangel kämpfte, kam es zwischen Juli und Oktober zu Verzögerungen und langen Schlangen an den Kontrollstrecken des Flughafens Düsseldorf. Auch stellten die Mitarbeiter schon eine Überlastungsanzeige gegen ihren Arbeitgeber.
Lange und Schnalke setzen auf Dialog
Um die Mitarbeiter zu entlasten, kam ihnen Kötter mit mehreren Maßnahmen schon entgegen. Zu Beginn der NRW-Herbstferien unterstützten mehrere Dienstleister das Personal von Kötter.
Kötter-Chef Peter Lange hatte kürzlich im Interview mit airliners.de versichert, eine solche Situation werde sich im kommenden Jahr nicht wiederholen: Zum einen sollen hunderte neue Mitarbeiter bis zum Sommer eingestellt werden, zum anderen stehe man in engem Austausch mit den Beteiligten.
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Kötter ist von der Bundespolizei bis Ende 2020 mit den Passagierkontrollen am Flughafen Düsseldorf beauftragt. Schnalke sagte nun dazu: "Für mich steht er zur Disposition, aber wir haben selbst keinen Vertrag mit der Firma. Den macht das Bundesinnenministerium. Dadurch fehlt uns der Zugriff."
Ein Insider zeigt sich verwundert über die Deutlichkeit von Schnalkes Aussagen: "Aktuell laufen doch Gesprächsrunde unter anderem mit Kötter und auch dem Flughafen – die nun angeschlagenen Töne sind da wahrscheinlich nicht sehr hilfreich", mutmaßt eine mit der Sache vertraute Personen im Gespräch mit airliners.de.
Fünf Prozent mehr Passagiere erwartet
Der Airport Düsseldorf feierte in diesem Jahr 90-jähriges Bestehen und schließt 2017 wohl mit einem Passagierplus von rund 4,7 Prozent ab: "Wir werden in diesem Jahr wohl 24,6 Millionen Passagiere erreichen." Im Juli hatte der Airport noch von "über 25 Millionen" gesprochen. Doch dann ging Home-Carrier Air Berlin pleite. Die Airline nutzte Düsseldorf als großes Drehkreuz.
Die Neuordnung ließ auch am NRW-Airport nicht lange auf sich warten: Condor und Eurowings besetzten kurzfristig die Langstreckenlücken. Innerdeutsch wird auch Easyjet ab Januar Düsseldorf von Berlin aus anfliegen - mit anfangs 40 Turns pro Woche.
Angaben in Prozent | |
---|---|
Eurowings | 36.9 |
Lufthansa | 10.2 |
Niki | 4.2 |
Condor | 3.0 |
Weitere Airlines |
45.7 |
Die Grafik zeigt die Verteilung der angebotenen Sitzplatzkapazitäten auf Flügen ab dem Airport Düsseldorf im laufenden Winterflugplan bis Ende März 2018. "Weitere Airlines" sind alle mit einem Anteil von weniger als drei Prozent. Angaben gerundet.Quelle: ch-aviation, Stand: 27. Dezember 2017
Gleichzeitig dringt Schnalke noch einmal auf die anvisierte Kapazitätserweiterung: "An 50 Tagen im kommenden Jahr haben wir keinen einzigen Slot mehr frei." Der Antrag für mehr stündliche Start und Landungen liegt aktuell zur rechtlichen Prüfung bei der NRW-Regierung. " Unser Ziel ist, dass in den Spitzenstunden, und nur in den Spitzenstunden, 60 statt bisher 47 Starts und Landungen möglich sind. Ich könnte mir auch vorstellen, dass die Kapazität schrittweise angepasst wird."
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