Wer sich die Ground-Support-Equipment-Fahrzeuge (GSE) auf der diesjährigen Interairport Europe in München angeschaut hat, die zahlreich ausgestellt worden, dem fällt vor allem eines auf: der elektrische Antrieb ist bei vielen Herstellern ein wichtiges Thema. Je kleiner das Fahrzeug, desto eher wurden rein elektrische Antriebe verbaut. Aber auch große Fahrzeuge, wie Pushback-Trucks oder Busse gab es in rein elektrischer Variante. Bei Bussen ist das nicht verwunderlich, denn die städtischen Nahverkehrsbetriebe sorgen für einen Bedarf und solche Entwicklungen färben sozusagen auch auf verwandte Flughafenbusse ab. Hier sind die Flughäfen mitunter schon recht weit, wie der Spezialist Cobus seit einigen Jahren demonstriert.
Bei den anderen Fahrzeugkategorien geht es langsam aus dem Experimentalstadium heraus, wobei die Unterschiede zwischen den Herstellern noch sichtbar waren. Goldhofer zeigte etwa vor allem große Diesel-Pushback-Fahrzeuge, hatte aber auch einen Prototyp mit E-Antrieb auf die Ausstellungsfläche gebracht. Ansonsten war die Auswahl bei diesen Spezialfahrzeugen erstaunlich groß. Im Unterschied zu etwa Catering-Trucks oder Enteisern kann hier nicht einfach eine LKW-Plattform genutzt werden. Zumindest ist das sehr unüblich.
Mini-Schlepper für A380 und 777
Gezeigt wurde ein Fahrzeug, das für Lufthansa Leos unterwegs ist und einen Range Extender beinhaltet. Überraschend modern sieht der Emover aus, der auf dem Frankfurter Flughafen als Flugzeugschlepper zum Testen genutzt wird. Das Pushback-Fahrzeuge mit E-Motor nicht groß sein müssen zeigt Mototok mit einer Auswahl von fernsteuerbaren Modellen, die allerdings keine Neuheit waren. Die Fahrzeuge sind innerhalb der Schlepper noch einmal spezialisiert auf den Bereich der Parkposition. Von einer Wartungshalle zum Terminal werden diese Geräte wohl kaum genutzt. Mototok weitet die Fähigkeiten der Serie allerdings aus. Bisher ging es vor allem bis hin zu Mittelstreckenflugzeugen. Großraumjets sind mit der Serie 250/400 geplant, von der die Variante 250 schon ausgestellt wurde.
Eine weitere Kategorie ist das GSE rund um das Gepäck. Die kleinen, aber schweren Dolly-Zugmaschinen gab es in großer Anzahl zu sehen. Auch die Gepäckbeförderung, sei es über ein mobiles Laufband oder über Fahrzeuge, die Container in den Flugzeugbauch befördern, gibt es elektrisch.
Passagiere selbst werden auch häufiger mit elektrischem GSE in Verbindung kommen. Fahrbare Treppen, sei es solche, die geschleppt werden oder selber fahren können, heben ihre Treppen elektrisch an die Flugzeugtür. Selbst hochspezialisierte Personentransporte für Rollstühle sind elektrisch machbar. Für den Flughafen Stuttgart ist der Thunderlift E gedacht. Ein weiterer Hersteller, Bulmor, ist zumindest auf den elektrischen Betrieb seiner Fahrzeuge vorbereitet und will im Jahr 2020 damit anfangen.
Hybride Zwischenlösungen als Alternative
Strom kann nicht alle Probleme auf dem Vorfeld lösen. Ein wichtiges ist dabei die Zeit. Es ist ökologisch wie auch ökonomisch nicht sinnvoll gut funktionierende und möglicherweise bereits sparsame Dieselfahrzeuge einfach der Modernität wegen vorzeitig zu entsorgen und energieaufwendig durch Neufahrzeuge zu ersetzen. Besser ist es mit den ältesten Fahrzeugen anzufangen, die bereits ohnehin am Ende ihrer Einsatzzeit sind. Doch auch für modernere Fahrzeuge gibt es Alternativen, auch wenn diese auf der Interairport wenig thematisiert wurde. Beispielhaft kann Atlas Aviation genommen werden. Das Unternehmen bietet eine Retrofit-Lösung für bestehende Flugzeugbetankungsfahrzeuge an. Dabei wird nur die Einheit für das Betanken des Flugzeuges Elektrifiziert. Der Dieselmotor ist nur für das Bewegen des Fahrzeugs zuständig und kann während der Betankung abgeschaltet bleiben. Das soll auch Vorteile wie weniger Lärm und Schadstoffbelastung für die Mitarbeiter direkt an der Maschine bringen.
Allgemein sind Betankungsfahrzeuge für die Industrie offenbar eine größere Herausforderung. Ein kleineres Betankungsfahrzeug für die Unterflurbetankung, wurde als rein elektrisch betriebenes Fahrzeug von Iturri ausgestellt. Sobald es aber größer wird, setzt etwa auch Vestergaard auf einen Hybrid. Das Fahrzeug fährt mit Dieselmotor und betankt elektrisch. Geht es um große Betankungsfahrzeuge, die den Treibstoff direkt zum Flugzeug bringen, ist der Dieselmotor wohl noch ohne Alternative. Selbiges gilt offenbar auch für Feuerwehrfahrzeuge und schweres Equipment wie Schneeräumfahrzeuge. Das liegt aber auch an der LKW-Industrie. Entsprechende, rein elektrische Plattformen sind bei großen Fahrzeugen noch selten.
Als Folge gibt es auch andere GSE-Fahrzeuge, die hybrid arbeiten und auf konventionelle LKW-Plattformen setzen. Enteisungsfahrzeuge, Catering-Trucks oder auch Sanitärfahrzeuge können so gebaut werden. Von letzterem war immerhin ein vollständig elektrisches Fahrzeug zu sehen. Sonst wird das Fahrzeug mit fossilen Kraftstoffen bewegt, nutzt für seine Hauptaufgabe aber einen elektrischen Antrieb.
In jedem Falle bereitet sich die GSE-Industrie im großen Rahmen auf die Elektrifizierung des Vorfeldes vor. Zwar kann noch nicht jeder Hersteller etwas bieten, doch die viele sind schon in der Prototypenphase und auffallend viele Fahrzeuge werden als serienreife Geräte eingestuft, wie dies etwa bei Cobus der Fall ist. Die Flughäfen müssen sich derweil auf eine Ladeinfrastruktur einigen aber auch installieren. Immerhin muss Treibstoff nicht mehr vorgelagert werden. Beim normalen Autoverkehr gibt es da eine gewisse Unordnung.