Der Flughafen Münster/Osnabrück bekommt wieder eine Direktverbindung nach Berlin. Die niederländische Regional-Airline AIS hat angekündigt, ab 4. November die Strecke vom Münsterland in die Bundeshauptstadt aufzulegen. Künftig geht es dann wochentags zweimal täglich in etwa 70 Minuten mit einer BAe Jetstream 32 mit 19-Plätzen nach Berlin-Tegel. Morgens um 7:00 Uhr startet die erste Maschine Richtung Berlin. Zurück geht es um 16:00 Uhr. Der zweite Umlauf startet am FMO ab 17:45 Uhr mit Rückflug um 21:05 Uhr. airliners.de hat Flughafenchef Rainer Schwarz drei kurze Fragen zu der neuen Route gestellt.
airliners.de: Was bedeutet die neue Verbindung für den Flughafen Münster/Osnabrück?
Rainer Schwarz: Für den Flughafen Münster/Osnabrück bedeutet diese neue Geschäftsreiseverbindung in die Hauptstadt eine deutliche Verbesserung unseres Businessflugplans. Neben Wien war Berlin die mit Abstand am meisten nachgefragte bislang unbediente Flugverbindung am FMO. Von daher freuen wir uns sehr, dass beide Hauptstädte mit Beginn des Winterflugplans vom FMO aus angeflogen werden. Außerdem wurde heute von AIS-Airlines mit Kopenhagen eine weitere Business-Strecke aufgenommen.
Wie kompliziert waren die Verhandlungen?
Für Berlin ist es wichtig, dass das Produkt zu 100 prozentig stimmig ist. Dazu gehören ein früher Abflug am FMO und Rückflüge am Nachmittag und Abend aus Berlin. Von daher war durchaus anspruchsvoll, alle Rahmenbedingungen auch mit entsprechender Slot-Verfügbarkeit in Tegel so abzustimmen, um den optimalen Flugplan zu finden. Für die Basis von AIS-Airlines am FMO bedeutet es, dass mit Beginn des Winterflugplans insgesamt drei Flugzeuge hier stationiert werden, die morgens nach Stuttgart, Kopenhagen und Berlin starten.
Der Manager: Rainer Schwarz hat große und kleine Flughäfen geleitet. Seit Februar 2017 ist er Geschäftsführer in Münster/Osnabrück. Vorher war er zwei Jahre lang Chef des Airports Rostock-Laage. Bekannt wurde Schwarz durch seine Zeit als Sprecher der Geschäftsführung der Berliner Flughafengesellschaft. Im Zusammenhang mit dem BER-Debakel wurde er dort 2013 entlassen. Vor der Zeit in Berlin leitete er die Flughäfen Düsseldorf und Nürnberg.
Die Route: Der Flughafen Münster/Osnabrück hatte bis 2012 eine Direktverbindung nach Berlin. Damals flog Air Berlin dreimal täglich mit einer Dash-8 die Verbindung. Allerdings war der Flughafen-Tegel zu der Zeit das Drehkreuz der Air Berlin, weswegen der Anteil der Umsteiger auf der Route vom FMO nach Tegel bei rund 40 Prozent lag.
Innerdeutsche Routen stehen gerade mächtig in der Kritik. Damit verbunden ist die Forderung nach mehr Verlagerung auf die Schiene. Die Deutsche Bahn benötigt rund drei Stunden für die Strecke. Welchen Vorteil hat in der Konstellation das Flugzeug gegenüber der Bahn?
Ein Hauptaspekt der hohen Nachfrage der Geschäftsreisenden nach einer Flugverbindung nach Berlin liegt darin, dass die Bahn keine Verbindung anbietet, die aus Münster oder Osnabrück die Wahrnehmung eines Geschäftstermins mit businessüblichen Beginn um spätestens 09.00 Uhr in Berlin ermöglicht, so dass dann eine Anreise am Vorabend nötig ist. Ein weiterer Aspekt liegt in der schlechten Qualität des eingesetzten Zugmaterial unter anderem ohne Wlan aus Osnabrück.
Für Münster gibt es fast ausschließlich nur Umsteigeverbindungen über Hamm, die beim Übergang von Regionalexpress zu ICE sehr häufig ein Verpassen der Anschlussverbindung nach sich ziehen. Zusammenfassend kann man sagen, dass solange die Bahn insbesondere Geschäftsfreisenden keine adäquate Zugverbindung aus unserer Region nach Berlin anbieten kann, ein hoher Bedarf nach einer schnellen Flugverbindung an den Tagesrandzeiten besteht, wie unsere Umfragen in der regionalen Wirtschaft immer wieder bestätigen.
Herr Schwarz, vielen Dank für das Gespräch
