Im Dezember geht zwischen Erfurt und Ebensfeld der nächste Neubauabschnitt auf der Hochgeschwindigkeits-Bahnverbindung zwischen Berlin und München in Betrieb. Mit der insgesamt rund zwölf Milliarden Euro teuren Hochgeschwindigkeitsstrecke des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit (VDE 8) will die Bahn auch Passagiere aus den Flugzeugen locken.
Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember kommt die Fahrzeit am Boden nun erneut näher an die Flugzeit hinan. Fahrzeiten von vier (ICE 1005) bis fünf Stunden (ICE 1509) stehen dann im Angebot. Gleichzeitig erhöhen sich bei der Bahn aber auch die Preise. Für eine Bahnfahrt zwischen den zwei Metropolen werden zukünftig 150 Euro fällig. Bisher kostet ein Flexticket nur 132 Euro. Allerdings dauerte die Fahrt auch gut und gerne sechseinhalb (ICE 1517) bis fast sieben Stunden (ICE 1515).
Von viereinhalb auf zehn Stunden Aufenthalt in der Stadt
Zukünftig wird der erste Zug ab Berlin schon um 4:30 Uhr losfahren und fahrplanmäßig um 9:21 in München sein. Der letzte der zwölf täglichen Züge fährt um 19:55 zurück und ist um halb eins in der Nacht wieder in Berlin. In der Gegenrichtung geht es ab München um 5:56 Uhr los - mit einer Ankunft vor zehn Uhr. Die Heimfahrt muss um 19:28 Uhr angetreten werden, um kurz vor halb eins wieder in München zu sein. In München und in Berlin lassen sich also jeweils etwa zehn Stunden verbringen.
Bislang ist das noch deutlich anders. Beispielhaft fährt am 18. Oktober 2017 der erste Direkt-ICE von München aus um 4:39 Uhr los, ist aber erst um halb zwölf Uhr in der Hauptstadt. Der Weg nach Bayern zurück muss dann schon sieben Stunden später angetreten werden, um 49 Minuten nach Mitternacht wieder in München zu sein. Andersherum ist das Angebot sogar noch unattraktiver: Der erste ICE fährt um 5:25 Uhr in Berlin ab und kommt um 12:06 Uhr in der bayerischen Hauptstadt an. Die Rückreise muss jedoch schon um 16:40 angetreten werden - was für einen Tagesausflug gerade einmal knapp viereinhalb Stunden Zeit lässt.
Erste und letzte Fahrten zwischen Berlin und München. Tabelle: © airliners.de
Für einen Tagestrip, insbesondere mit einem geschäftlichen Hintergrund, ist das zu wenig Zeit und das Flugzeug aktuell noch die bessere Wahl. Das neue Bahn-Angebot allerdings verlängert die mögliche Arbeitszeit in der jeweils anderen Stadt bei einem Day-Trip auf ein Niveau, das bislang nur mit dem Flugzeug möglich waren. Das Flugzeug hat allerdings vor allem am Morgen und am Abend weitere Vorteile. Eine Ankunft deutlich vor neun Uhr und schafft die Bahn auch weiterhin nicht.
Bahn ersetzt zum Teil auch Air Berlin
Die Bewertung der Preise ist etwas schwieriger. Zum einen fällt mit dem Verkauf von Air Berlin ein Konkurrent zwischen den beiden Städten weg. Zum anderen kommt mit der Bahn eine Konkurrenz dazu. Wer heute bucht, der schafft es auch mit der Lufthansa, Flex-Tickets für 140 bis 160 Euro für den 13. Dezember zu ergattern. Allerdings geht es auch deutlich teurer als die Bahnfahrt. Das teuerste Flex-Ticket (Stand Dienstag 17. Oktober 16:28) kostet stolze 265 Euro in der Buchungsklasse H. Die teuersten Economy-Tarife Y und B würden noch teurer werden.
In der Business Class, die bei der Lufthansa enge Economy-Plätze mit einem freien Mittelplatz sind, kostet der Flug zwischen rund 380 und 470 Euro für die Buchungsklassen D respektive C. Da liegt die Bahn preislich deutlich darunter mit 220 Euro pro Strecke in der ersten Klasse. Allerdings ist das Angebot an "Speis und Trank" auf der Schiene nicht vergleichbar mit dem Business-Class-Service in der Luft.
Nicht zu vergessen sind dabei die Tarife mit Zugbindung. Die sogenannten Sparpreise liegen auf der Strecke zwischen 30 und 80 Euro. Einzelne Verbindungen liegen auch oberhalb von 100 Euro. Wer auf Flexibilität verzichten kann, der spart viel Geld. Eine Bahncard reduziert die Preise zudem noch einmal deutlich. Das gilt sowohl für Flextickets als auch für Sparpreise. Lufthansa-Tickets ohne Extras liegen meist bei 70 bis 80 Euro.

Die Preisentwicklungs lässt sich derzeit nicht einschätzen. In jedem Falle hat die Deutsche Bahn für Kunden der Lufthansa etwas gutes, selbst wenn sie nicht mit der Bahn fahren. Die Bahn ersetzt in Teilen die Konkurrenz der Air Berlin. Wenn die Lufthansa versucht den Preis nach oben zu treiben, würden vermutlich zu viele Kunden auf die Bahn wechseln.
Ob sich in Zukunft die Bahn oder das Flugzeug zeitlich lohnt, hängt derweil sehr stark von den tatsächlichen Ausgangs- und Zielpunkten einer Reise ab. In jedem Fall lässt sich aber sagen, dass Reisende in Fernbahnhofsnähe ab dem 10. Dezember ein deutlich attraktiveres Angebot haben als zuvor. Gerade hier sind Umsteiger aus dem Flugzeug zu erwarten. Wer hingegen München als Drehkreuz für einen Weiterflug nutzt, der wird ohnehin weiterhin das Flugzeug wählen.
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Insgesamt wird das Angebot der Deutschen Bahn im Vergleich zum Flug damit zum Dezember deutlich attraktiver. Es gibt erheblich mehr Platz zum Arbeiten und insbesondere große Menschen schätzen bei der Bahn die Beinfreiheit. Die Tagesrandzeiten sind hingegen weiterhin ein Pluspunkt für das Flugzeug. Hier kann die Bahn nicht mithalten. Das liegt allerdings eher daran, dass nur sehr wenige Sprinter-Züge die beworbenen vier Stunden auch tatsächlich schaffen.