Nach der Beihilfe-Genehmigung durch die Europäische Union hat die Vermögensverwaltung Attestor die Mehrheit am Ferienflieger Condor übernommen. Das teilte die Fluggesellschaft am Mittwoch in Frankfurt mit.
Am Abend verkündete die Airline zudem die Bestellung von insgesamt 16 neuen Langstreckenflugzeugen vom Typ Airbus A330-900 Neo. Das erste Flugzeug werde im Herbst 2022 erwartet. Die neuen Maschinen sollen bis Mitte 2024 die alternde Boeing-767-Flotte des Ferienfliegers ersetzen. Neun der Flugzeuge sollen geleast werden, der Rest anders finanziert. Über weitere Details sei Stillschweigen vereinbart worden, hieß es.
Attestor bringt den Angaben zufolge 200 Millionen Euro frisches Eigenkapital ein und wird mit 51 Prozent Mehrheitseigner. Zusätzlich sollen rund 250 Millionen Euro in neue Flugzeuge fließen, während die rund 4050 Arbeitsplätze bei Condor erhalten bleiben. Der deutsche Staat bleibt über eine Treuhandgesellschaft an Condor beteiligt. Der Investor hat die Option die verbleibenden Anteile zu einem späteren Zeitpunkt zu erwerben.
Die am Dienstag verkündete Zustimmung der EU-Kommission zu den deutschen Staatshilfen in Höhe von gut 525 Millionen Euro war Voraussetzung für den nun vollzogenen Einstieg des 2012 gegründeten Fonds, der nach eigenen Angaben derzeit privates Kapital von 5,5 Milliarden Euro verwaltet.
Zwei-Liter-Flieger und Internet an Bord
"Mit dem frischen Eigenkapital ist Condor finanziell stark aufgestellt, um den Flugbetrieb weiter rasch hochzufahren und so der steigenden Nachfrage zu entsprechen. Und wir können uns Projekten wie der Modernisierung unserer Langstreckenflotte widmen", sagte Condor-Chef Ralf Teckentrup.
Die neuen Flugzeuge würden einen gewaltigen Sprung in Sachen Verbrauch und Nachhaltigkeit bedeuten, so der Airline-Chef: "Wir gehen mit dem Zwei-Liter-Flieger an den Start und setzen damit neue Maßstäbe." Zudem kündigte Condor eine neue Business-Class, eine neue Premium Economy sowie Economy-Class an, mit einem "Inflight Entertainment der neuesten Generation" sowie Connectivity an Bord.
Die Pilotengewerkschaft "Vereinigung Cockpit" begrüßte die klaren Perspektiven, die Condor eröffnet worden seien.
Allerdings darf Condor dem Vernehmen nach dabei nicht wachsen. Im Gegenzug für die EU-Genehmigung für staatliche Beihilfen habe sich Condor "zu einer Kapazitätsbegrenzung seiner Flotte während des Umstrukturierungszeitraums verpflichtet", heißt es von der Kommission. Condor wollte sich auf airliners.de-Nachfrage nicht näher dazu äußern und verwies auf die Kommission. Dort hieße es, die Regelung gelte bis September 2023 und solle helfen, "möglicherweise entstehenden Wettbewerbsverzerrungen" durch die staatlichen Umstrukturierungsbeihilfen begrenzen. Aktuell betreibt Condor eine Langstreckenflotte aus 15 Boeing 767.
Der deutsche Staat hatte die Airline bereits 2019 mit einem KfW-Kredit gerettet, nachdem der damalige Mutterkonzern Thomas Cook in die Pleite gerutscht war. In einem Schutzschirmverfahren wurde Condor saniert, und Anfang 2020 stand mit der Lot-Mutter PGL ein Investor bereit. Doch nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie sprangen die Polen ab - und Condor benötigte erneut staatliche Hilfe.