Die europäische Luftfahrtbehörde Easa und ihr chinesisches Gegenstück, die CAAC, haben ein neues Working Arrangement für den Bau und die Auslieferung von Flugzeugen am Airbus-Standort Tianjin unterzeichnet. Damit rückt die Auslieferung der ersten in China fertiggestellten A350 an China Eastern näher. Schon haben Spotter das Flugzeug (MSN 452) mit einem "First A350 delivered from China" Sticker gesichtet.
Bereits seit 2019 arbeitet Airbus an dem Projekt, im "Completion and Delivery Center Tianjin" künftig neben A330 auch A350 mit einer Kabine auszustatten, zu lackieren und auszuliefern. Gebaut und erstmals in die Luft gebracht werden die Widebodies dabei jedoch weiter vollständig im französischen Toulouse.
Künftig soll der Fokus vor allem auf der A350 liegen, auch wenn es gemächlich losgehen soll. "Zu Beginn wird die Auslieferungsrate der A350 aus Tianjin nicht allzu hoch sein, sie soll sich schrittweise auf etwa ein Flugzeug pro Monat zu erhöhen. China wird ein immer wichtigerer strategischer Markt für Airbus", so George Xu, CEO von Airbus China. Durch die Corona-Krise ist der Produktionsdruck derzeit wohl ohnehin überschaubar. 2020 hat Airbus nur 99 der über 160 geplanten Flugzeuge an chinesische Airlines ausgeliefert.
Mittlerweile über 500 Narrowbodies in Tianjin gebaut
Das neue Working Arrangement, in dem es um ganz praktische Fragen wie Zulassungen, Produktionsaufsicht und Dokumentation von Bauteilen und Arbeiten geht, beruht auf dem im vergangenen Herbst in Kraft getretene EU-China Bilateral Aviation Safety Agreement (BASA) zurück. Dieses soll den Handel mit Flugzeugen und verwandten Produkten zwischen den beiden bedeutenden Wirtschaftsräumen deutlich erleichtern soll. Unnötige Doppelarbeiten bei der Zertifizierung von Bauteilen sollen entfallen und die Ziviluftfahrtbehörden generell stärker zusammenarbeiten.
"Ich bin zuversichtlich, dass die Beziehungen zwischen Europa und China in der Luftfahrt dank dieses bilateralen Abkommens auf die nächste Stufe gehoben werden", kommentierte EASA-Direktor Patrick Ky. "Dies stärkt das Engagement der EASA, eng mit internationalen Partnern am Aufbau einer sicheren und ökologisch nachhaltigen Industrie zu arbeiten."
Neben der Ausrüstung der Widebodies, die 2017 begonnen wurde, baut Airbus bereits seit 2008 in einer Final Assembly Line (FAL) Tianjin Flugzeuge der A320-Familie für den asiatischen Markt. 2019 stieg die monatliche Produktionsrate von drei auf sechs Maschinen, mittlerweile sind über 500 Exemplare in Tianjin gebaut und ausgeliefert worden.
"Die Auslieferung des 500. Flugzeugs der A320-Familie, einer A320neo, die in Tianjin montiert wurde, ist ein wichtiger Erfolg von Airbus in China. Sie ist ein Zeugnis für die hervorragende industrielle Zusammenarbeit mit der chinesischen Luftfahrtindustrie," so Airbus-Mann Xu. Das Unternehmen sei bereit, die strategische Partnerschaft in China "weiterzuentwickeln und auszubauen".
Der Aufbau der Fabrik China, in der 2019 rund 10 Prozent aller Airbus-Narrowbodies montiert wurden, sei für den hiesigen, deutlichen Anstieg der Marktanteile auf rund 50 Prozent von Airbus in den vergangenen zwölf Jahren entscheidend gewesen, so "China Daily". Airbus lokale Präsenz in China und die Integration in die dortige Luftfahrtindustrie-Zuliefererkette sei ein großer Vorteil gegenüber Boeing und könne sich als "Multiwin"-Strategie erweisen.