Im Rahmen der "Nationalen Luftfahrtkonferenz" im August 2019 wurden am Flughafen Leipzig/Halle die Pläne zur Wiederaufnahme der Dornier 328 als "D 328 Eco" vorgestellt - nicht ohne gleich auch eine entsprechende Absichtserklärung mit der Politik zur Produktion wesentlicher Teile in Deutschland zu unterzeichnen. Luftfahrtanalyst Michael Santo analysiert das Projekt. Wie weit ist der US-Investor hinter der "Deutschen Regional Aircraft" knapp eineinhalb Jahre später?
Die "neue" Dornier 328 der "Deutsche Aircraft" ist seit langer Zeit das erste Flugzeugprojekt in Deutschland, das außerhalb des Airbus Konzerns in Angriff genommen wird. Es handelt sich zwar nicht um ein komplettes Neuprojekt, sondern "nur" um den Relaunch der Dornier 328, aber dies ist fast 20 Jahre nach dem Produktionsende in Oberpfaffenhofen eine nicht zu unterschätzende Herausforderung.
Zusätzlich gibt es aber auch viele kritische Beobachter, die dieses mit KFW-Geldern unterstützte Programm genau beobachten, denn die Historie der Maschine hat durch die damalige Insolvenz von Dornier doch zu erheblichen finanziellen Verlusten bei Lieferanten, Mitarbeitern und institutionellen Anteilseignern (unter anderem Allianz Capital Partner) geführt. Diese Analyse des Projektes zeigt einige große Herausforderungen, aber auch Chancen auf.
Hintergründe
Die Dornier 328 ist ein für rund 30 Passagiere ausgelegter Hochdecker mit 2-1 Bestuhlung und wurde für Kurzstrecken entwickelt. Die Maschine flog 1991 zum ersten Mal und wurde im weiteren Entwicklungsverlauf sowohl mit Turboprop-Triebwerken als auch mit Jet-Motoren angeboten. Unter dem Namen Dornier Envoy 3 gibt es zudem eine recht erfolgreiche Geschäftsreiseflugzeugversion der Dornier 328-300.
Die Dornier 328 war das letzte Flugzeugmuster, das noch von den ursprünglichen Dornier-Werken geplant und entworfen wurde. Gebaut und vertrieben wurde es dann durch die Dornier Luftfahrt GmbH als Tochterunternehmen der damaligen Daimler-Tochter Dasa. Nach der Übernahme durch Fairchild Dornier arbeitete man zudem an der Entwicklung einer 428Jet genannten 44-sitzigen Version. Daraus wurde aber nichts, ebensowenig wie aus der größeren Dornier 728.
Vor rund fünf Jahren übernahm die amerikanische Sierra Nevada Corporation das MRO-Unternehmen "328 Support Services" übernommen. Die Firma hat ihren Sitz in Oberpfaffenhofen in der Nähe von München und besaß nach dem Dornier-Aus die Rechte an der Dornier 328. Als offizieller Lizenznehmer ist die Firma unter anderem für Trainings, Wartung und Zertifizierung der weltweit weiterhin vorhandenen Dornier-328-Flugzeugflotten zuständig. Bereits vor der Neuauflage gab es vielfach Spekulationen über einen möglichen Neustart des Programms.
Markt und Kunde
Zu Zeiten der größten Luftfahrtkrise der Nachkriegszeit ein neues Flugzeugprogramm zu starten, bedarf einer enormen Überzeugung, dass der Bedarf für ein solches Produkt unbedingt gegeben ist. Dornier kam in den 13 Jahren der Produktion (1992 bis 2005) lediglich auf circa 220 Einheiten (inklusive dreier Prototypen sowie der Prop- und Jet-Variante), dabei war die Kundenstruktur stark fragmentiert und es gab wenig finanzstarke große Betreiber.
Aber hier hat der heutige Eigner der "Deutsche Aircraft" (die Sierra Nevada Corporation) mit seinem guten Netzwerk zum amerikanischen Militär eine gute Nische entdeckt. Die Dornier 328 fliegt inzwischen unten dem Namen "C-146A Wolfhound" für das Air Force Special Operations Command. Mit inzwischen 20 Maschinen dürfte es sich dabei um einen der größten Flottenbetreiber weltweit handeln.
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