Die Corona-Testzentren von Centogene auf den Flughäfen Berlin, Düsseldorf und Hamburg schließen in Kürze. Auch die Flughafen-Testzentren des Rostocker Biotech-Unternehmens in München und Frankfurt sollen bald geschlossen werden. Als Zeithorizont wird das erste Quartal 2022 angegeben. Jeweils zwei Wochen vor der Schließung sollen die Termine genau bekannt gegeben werden.
Als Grund für den Rückzug nannte Centogene auf Nachfrage, dass man sich wieder auf die Kernbereiche konzentrieren wolle. Eigentlich diagnostiziert und erforscht das Unternehmen vor allem seltene Krankheiten. Die Krankheit Covid-19, ausgelöst von Sars-Cov-2, fällt nicht darunter.
Für Centogene ist der Rückzug der Vor-Ort-Testangebote zudem eine strategische Entscheidung basierend auf dem Pandemieverlauf, wie das Unternehmen airliners.de sagte. Man erwarte "keine erheblich höhere Nachfrage nach instrumentenbasierten Antigentests und PCR-Tests mit labortechnischer Auswertung", obwohl die Inzidenzen steigen. Andere Testzentren, sprich Konkurrenten, sollten den Bedarf also abdecken können.
Partner Lufthansa und Fraport beobachten die Situation
Für Flughäfen und Fluggesellschaften ist in Teilen mit Umstellungen zu rechnen. Wenig Sorgen macht sich aber der Flughafen Frankfurt, der Centogenes erster Standort war. Fraport war mit Lufthansa ein Partner für die schnellen PCR-Testungen vor Ort. Das Projekt war gemeinsam Mitte 2020 gestartet.
Wie der Flughafen airliners.de sagte werde man die pandemische Entwicklung genau beobachte. Das Testangebot könne gegebenenfalls angepasst werden. Derweil verweist das Unternehmen auf die noch vorhandenen Alternativen am Flughafen. Die Lufthansa wurde auf Anfrage konkreter: "Wir arbeiten gemeinsam mit Fraport an einer Folgelösung für unsere Gäste, die ähnlich integriert ist wie bislang Centogene."
Wer für Flugreisen schnell einen PCR-Test braucht, der muss mit dem Centogene-Rückzug an manchen Flughäfen mit erhöhter Komplexität bei der Planung rechnen. Denn Centogene war als Anbieter mit einem relativ breiten Portfolio aufgestellt. Das half auch den Fluggesellschaften. Vor allem bei Zielen mit hohen Anforderungen für die Einreise. Bei fehlenden Tests am Check-in können die Fluggesellschaften dann auf die Möglichkeit besonders schneller Tests direkt am Flughafen verweisen und so Umbuchungen vermeiden.
Damit haben die Teststellen am Flughafen sowohl für Fluggesellschaften wie auch Reisende Vorteile. Diese Zentren haben sich auf die besonderen Anforderungen spezialisiert, bieten etwa eine Identitätsprüfung inklusive Reisepassnummer auf dem Testergebnis, spezielle Zertifikate, beispielsweise für Reisen nach Japan, oder auch einen Abgleich der Empfindlichkeitsanforderungen (Sensitivität/Spezifität) der Antigen-Tests für einzelne Länder. Derartige Services finden sich bei Testcentren in der Stadt nicht immer.
Fast überall gibt es Alternativen
Daher sind die PCR-Testungen direkt an Flughäfen durchaus wichtig. Daher bedeutet die Schließung der Centogene-Flughafentestzentren in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt und München weniger Service für Passagiere. Dort bietet das Biotech-Unternehmen bislang 35-Minuten-PCR-Tests an. In Hamburg ist der schnellste Centogene-Test mit 75 Minuten nur eine Hilfe, wenn ein Problem beim Check-in früh festgestellt wird. In Hamburg ist die Konkurrenz allerdings ohnehin schneller. Das Testcenter von Ecocare bietet einen 30-Minuten-Test an.
Das gilt auch für Düsseldorf und Frankfurt, denn dank der gut aufgestellten Konkurrenten bleibt auch hier das Angebot weiter bestehen, da es 30-Minuten-Tests gibt. Selbiges gilt für Berlin. Das Medicare-Testcenter bietet Tests an, die zwischen 20 und 45 Minuten brauchen. In allen Fällen müssen Reisende zur Absicherung ihres Fluges aber recht hohe Gebühren bezahlen.
Schwieriger ist die Lage in München. Das "Test & Fly"-Center braucht mindestens 60 Minuten für einen Test, der manchmal auch zwei Stunden dauern kann. Das Medicare-Zentrum, eine Tochter des Flughafens, bietet gar keine PCR-Express-Tests an. Medicare München hat übrigens nichts mit dem Berliner Medicare-Center zu tun, das von einer Kölner Firma betrieben wird.
Bei Antigen-Schnelltests gibt es das Problem nicht. Diese sind weniger aufwendig, allerdings auch nicht so empfindlich, insbesondere was das Erkennen von Impfdurchbrüchen angeht. Bei Destinationen, die sich zur Einreise nicht auf Antigentests verlassen wollen, sind sie daher keine Option.
Pionier mit eigenem Testlabor am Flughafen
Centogene war 2020 einer der ersten Testanbieter an Flughäfen. 2020 entschied sich das Unternehmen kurzerhand, eine mobile Testinfrastruktur aufzubauen. Dazu wurde ein unter anderem Fracht-Container zu einem Labor umgebaut und zum Flughafen Frankfurt geschickt.
Das mobile Centogen-Labor steht vor dem Terminal 1. © airliners.de / Andreas Sebayang
Die Probenentnahmen wurden im Airail-Center durchgeführt und mussten anschließend nur ein paar Hundert Meter weiter zum Container zur Analyse gebracht werden. Das machte es damals erstmals möglich, schnell ein PCR-Testergebnis für eine Reise zu bekommen. Ziel war, zusammen den Partnern Fraport und Lufthansa, den Reiseverkehr wieder aufleben zu lassen - mit entsprechender Testabsicherung.
Anfangs testete das Zentrum in Frankfurt nur 1500 Reisende pro Tag und brauchte meist mehrere Stunden. Die Expressvariante gab es noch innerhalb von drei Stunden. Der reguläre PCR-Test dauerte sechs bis acht Stunden, allerdings bezogen auf die Kapazitäten meist länger, da der Platz in dem Container begrenzt war. Das konnte Centogene aber auch viele Konkurrenzen mittlerweile auf 30 bis 35 Minuten reduzieren.
Es folgten nach und nach Erweiterungen, auch mit Laborkapazitäten im Umland und auf anderen Flughäfen. Für die Reisebranche interessant waren zudem die Statistiken, die das Unternehmen immer wieder kommunizierte. So ließ sich schnell herauslesen, aus welchen Ländern Reiserückkehrer infiziert zurückkamen. Das hat jetzt jedoch ein Ende.