Das Bundesverkehrsministerium hat einen Vorstoß aus der Union zurückgewiesen, wegen der massiv steigenden Zahl von Corona-Infektionen in China alle Flugverbindungen zwischen Deutschland und der Volksrepublik zu stoppen. "De facto finden kaum noch Flüge zwischen Deutschland und China statt", erklärte ein Sprecher des Ministeriums auf AFP-Anfrage am Freitag. "Ein einseitiges deutsches oder EU-weites Einflugverbot" wäre zudem "nicht zielführend, solange es alternative Routen über die Golfstaaten oder die Türkei gibt".
Wegen der massiven Corona-Welle in China hatte der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jürgen Hardt, einen Stopp der Flugverbindungen mit der Volksrepublik gefordert. "Die durch die verfehlte Corona-Politik der chinesischen Regierung verursachten explodierenden Covid-Zahlen in China bedrohen die ganze Welt mit einer neuen Infektionswelle", sagte der CDU-Abgeordnete dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
"Wir dürfen den Fehler von vor drei Jahren nicht wiederholen und sollten jetzt alle Flugverbindungen von und nach China sofort einstellen." Der Oppositionspolitiker fügte hinzu: "Erst wenn wir sicher sind, dass aus China keine neue, gefährliche Mutation droht, sollten wir die Flugverbindungen wieder aufnehmen."
Kaum Luftverkehr mit China
Aktuell gibt es nur wenige direkte Flugverbindungen zwischen Deutschland und China. Lufthansa hat laut Flugplandaten derzeit lediglich einen wöchentlichen Flug zwischen Frankfurt und Peking sowie drei nach Shanghai im Programm. Condor will zudem eine neue wöchentliche Route nach Hefei auflegen.
Chinesische Airlines sind ebenfalls noch immer kaum unterwegs: Air China kommt einmal pro Woche aus Peking nach Frankfurt und einmal aus Chengdu. China Southern hat einen wöchentlichen Flug aus Kanton im Angebot, China Eastern fliegt einmal pro Woche aus Hangzhou und drei Mal pro Woche aus Shanghai nach Frankfurt. In Berlin bedient Hainan Airlines die Peking-Route einmal wöchentlich.
Hardt sprach sich zudem dafür aus, das Angebot an China zu erneuern, dort wirksame mRNA-Impfstoffe einzusetzen. "Die Arroganz des Diktators Xi in Peking ist schier grenzenlos, seine Hybris kostet jeden Tag Menschenleben im eigenen Land", sagte Hardt. Er hoffe sehr, dass die Führung in Peking erkenne, "dass selbst China nicht ohne Kooperation mit anderen Ländern auskommt und die Wissenschaft über den Starrsinn der Kommunistischen Partei die Oberhand behält."
Die Volksrepublik hatte in diesem Monat nach landesweiten Protesten überraschend das Ende ihrer umstrittenen Null-Covid-Politik eingeläutet, seither gehen die Infektionszahlen in die Höhe. Vielerorts sind die Krankenhäuser voll. Nach Schätzungen muss mit Hunderttausenden Toten gerechnet werden.
Wegen des Endes der Testpflicht ist es nach Behördenangaben aber inzwischen unmöglich, die Zahl der Corona-Fälle abzuschätzen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte sich ihrerseits am Mittwoch "sehr besorgt" über die verschärfte Corona-Infektionslage in China gezeigt.
Forderungen nach mehr Masken auch hierzulande
Der gesundheitspolitische Grünen-Fraktionssprecher Janosch Dahmen warb mit Blick auf China und den hohen Krankenstand hierzulande dafür, wieder häufiger Masken zu nutzen. "Nicht nur wegen der Entwicklung in China, sondern auch wegen der übrigen Atemwegserkrankungen in Deutschland ist es wichtig, dass wir die Maske in Innenräumen wieder viel mehr nutzen - völlig unbenommen, welche Regeln gelten", sagte er dem RND.
Der Rechtsrahmen gebe es her, dass die Bundesländer dabei strengere Regeln einführen. "Dass davon auch bei fast zehn Millionen erkrankten Deutschen im Moment immer noch nicht Gebrauch gemacht wird, finde ich nicht nur als Politiker, sondern auch als Arzt sehr befremdlich."
Dahmen warnte angesichts der Infektionswelle in China: "Hohe Ansteckungszahlen bedeuten auch mehr Chancen für Mutationen des Virus."