Der US-Flugzeughersteller Boeing behält im Ringen um Neuaufträge auch zu Beginn des zweiten Messetags in Farnborough die Nase vor seinem europäischen Rivalen Airbus. Der Flugzeugfinanzierer 777 Partners bestellte 30 Exemplare von Boeings Mittelstreckenjet 737 Max, wie der Hersteller am Dienstag auf der Farnborough Airshow südwestlich von London mitteilte.
Dabei handelt es sich um die Spezialversion 737-8-200 mit mehr Sitzplätzen und zusätzlichen Türen, die Boeing speziell für Billigfluggesellschaften wie Ryanair entwickelt hat.
Hinzu kommt ein Vorvertrag über 36 weitere Maschinen.
Der Leasinggeber Aviation Capital Group (ACG) wird zudem zwölf 737-8 Max von Boeing abnehmen. Auch der laut Boeing größte Kunde an 787-9 hat neu bestellt. Aer Cap will weitere fünf 787-9 für das Leasinggeschäft kaufen.
Eine weitere Bestellung gibt es von BBAM, ebenfalls ein Leasinggeber, in den Büchern von Boeing. Das Unternehmen orderte neun weitere 737-800 Boeing Converted Freighter. Umgebaut werden die alten 737-800 von KF Aerospace in Kanada.
Delta bestellt zwölf A220
Airbus meldete unterdessen eine Bestellung der US-Fluggesellschaft Delta über zwölf Maschinen vom Typ A220-300. Dabei handelt es sich um die längere Version des kleinsten Airbus-Modells A220.
Am ersten Messetag hatte Boeing bereits klar gepunktet. Während Airbus keine einzige Flugzeugbestellung vermeldete, orderte Delta Air Lines 100 Exemplare der Boeing 737-10 Max – die Langversion der 737 Max.
Allerdings fehlt dieser Variante bisher die behördliche Zulassung. Boeing hofft, die Zertifizierung bis Ende des Jahres zu erhalten. Sonst bräuchte der Hersteller eine Ausnahmegenehmigung vom US-Kongress. Ohne eine Einigung droht dem Konzern die teure Einführung eines ganz neuen Cockpit-Warnsystems - oder die Einstellung des Flugzeugtyps in der Langversion.
Air India verhandelt mit Airbus und Boeing über Großauftrag
Die Fluggesellschaft Air India verhandelt Insidern zufolge mit Airbus und Boeing über mögliche Großaufträge. Airbus werde zuversichtlicher, dass die Inder noch im Laufe der Messe eine Bestellung über 50 Großraumjets vom Typ A350 unterschreiben, berichtete die Nachrichtenagentur "Bloomberg" am Dienstag und berief sich dabei mit der Sache vertraute Personen.
Mit Boeing verhandle Air India unterdessen über den Kauf von 150 Mittelstreckenjets vom Typ 737 Max.
Air India will Flotte erneuern
Die Planungen seien Teil einer Erneuerung von Air Indias Flugzeugflotte, nachdem das Unternehmen kürzlich vom indischen Tata-Konzern übernommen worden war. Bei den Mittelstreckenjets habe der europäische Hersteller Airbus mit seiner Modellfamilie A320 Neo möglicherweise schlechtere Karten als sein US-Rivale Boeing, hieß es. Denn wegen voller Auftragsbücher müssten Kunden auf neu bestellte A320-Neo-Jets länger warten.
Der Hersteller wolle den A350-Deal noch im Laufe der Messe festzurren, erfuhr "Bloomberg" von einer mit der Sache vertrauten Person. Air India wolle aber möglicherweise bis Mitte August warten.
Unterdessen gebe es eine kleine Chance, dass Air India die Bestellung der Boeing 737 Max auf der Messe bekannt gibt. Vertreter von Boeing und Airbus wollten sich auf Nachfrage von "Bloomberg" nicht äußern. Von Air India gab es zunächst keine Stellungnahme.