US-Flugzeugbauer Boeing will die Mehrheit am Verkehrsflugzeuggeschäft seines brasilianischen Rivalen Embraer übernehmen. Dafür wollen beide Unternehmen ein neues Gemeinschaftsunternehmen im Wert von rund 4,1 Milliarden Euro gründen, wie sie mitteilten. Der weltgrößte Flugzeughersteller aus den USA soll mit 80 Prozent die Mehrheit an dem Joint-Venture halten.
Boeing will beim dem neuen Unternehmen die Sparten Geschäftsentwicklung, Produktion und Marketing übernehmen. Embraer, die die restlichen 20 Prozent der Anteile halten werden, steuert ihr Verkehrsflugzeugs- und Service-Sparte bei. Insgesamt soll das Joint-Venture 4,75 Milliarden Dollar (umgerechnet rund 4,1 Milliarden Euro) wert sein.
Führung kommt aus Brasilien
Das Joint-Venture erhält ein brasilianisches Management einschließlich des CEO und des Verwaltungsratschefs. Boeing wird den operativen Teil betreuen. Weiter wird das neue Unternehmen vollständig in die breitere Produktions- und Lieferkette von Boeing integriert. Damit kann Boeing dann ein sehr breites Portfolio anbieten, das von Maschinen mit 75 Plätzen bis zu Jets mit 450 Plätzen reicht.
Marktreaktionen
Am Finanzmarkt wurden die Nachrichten stark unterschiedlich aufgenommen. Während die Boeing-Aktien kurz nach Handelsstart in New York um 0,72 Prozent zulegten, ging es für die Papiere von Embraer in Sao Paolo zunächst um mehr als sieben Prozent abwärts. In Erwartung des Deals mit Boeing hatten die Embraer-Aktien seit Jahresbeginn zuvor 35 Prozent an Wert gewonnen. (dpa-AFX)
Embraer mit seinen E- und E2-Jets ist neben Bombardier der zweite wichtige Anbieter von Regionalflugzeugen mit rund 100 Sitzen. Boeing ist in diesem Segment bisher nicht vertreten. Der kleinste aktuelle Boeing-Mittelstreckenjet 737-MAX-7 bietet typischerweise Platz für 138 bis 153 Passagiere. Am oberen Ende steht die Boeing 747-8 mit über 400 Plätzen.
Vollzogen werden soll der Zusammenschluss spätestens Ende kommenden Jahres. Die Unternehmen hatten bereits länger verhandelt, Ende 2017 bestätigten sie entsprechende Gespräche. Die Kartellbehörden und die Aktionäre müssen dem Deal aber noch zustimmen.

Erschwert wurde das Bündnis durch politischen Widerstand aus Brasilien, da Embraer auch Militärflugzeuge und Sicherheitstechnik entwickelt. Der Staat hält an Embraer eine sogenannte Goldene Aktie und kann damit weitreichende Entscheidungen blockieren. Zusammen soll wie bisher bei der Vermarktung von Embraers Militärtransporter KC-390 gearbeitet werden. Zudem wollen sie gemeinsam Produkte für den Rüstungsbereich entwickeln. Dafür soll ein zweites Gemeinschaftsunternehmen entstehen.
Airbus legte mit Mega-Deal vor
Obwohl Embraer an seinem Verkehrsflugzeug-Geschäft künftig nur noch ein Fünftel der Anteile hält, soll der Bereich weiterhin aus Brasilien heraus geführt werden. Dazu zählen auch die Posten des Verwaltungsratschefs und des Vorstandschefs. Von Seiten der US-Amerikaner aus soll das Joint-Venture direkt Boeing-Chef Dennis Muilenburg unterstellt sein.
Konkurrentin Airbus hat sich gerade mit Bombardier verbündet und erst vor wenigen Tagen die Mehrheit an dessen bisher größtem Flugzeugmodell, der C-Series übernommen. Boeing und Embraer hatten bereits seit längerem über einen Zusammenschluss verhandelt.
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