Der Quartalsvergleich der drei größten europäischen Airlines-Gruppen Lufthansa Group, IAG und Air France-KLM zeigt, dass alle ihre Passagierzahlen insgesamt im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Vorjahres steigern konnten.
Bei der Lufthansa Group fiel das Wachstum mit 13 Prozent und knapp 2,9 Million mehr Passagieren am größten aus. Dahinter folgt Air France/KLM mit fünf Prozent (rund eine Million Passagiere). Mit knapp vier Prozent Wachstum beziehungsweise rund 780.000 Passagieren bildet IAG das Schlusslicht der großen Drei.
Erstes Quartal 2016 | Erstes Quartal 2017 | |
---|---|---|
Lufthansa Group | 22330088 | 25233000 |
IAG | 20369000 | 21147000 |
Air France-KLM | 19896000 | 20923000 |
Quelle: Unternehmensangaben
Wachstum kommt von den Billigfliegern
Es fällt auf, dass alle drei Airlinegruppen ihr Wachstum im ersten Quartal vor allem aus ihren Billigfliegern generiert haben. Während die Netzwerk-Airlines der Lufthansa Group (Lufthansa, Swiss und Austrian) insgesamt nur um 3,5 Prozent wuchsen, legten die Point-to-Point-Airlines (Eurowings und Brussels Airlines) um satte 68 Prozent zu.
Auch bei Air France-KLM konnte die Billigflug-Tochter zweistellig zulegen: Transavia beförderte im Vergleich zum Vorjahresquarten knapp 30 Prozent mehr Passagiere – während die übrigen Airlines der Gruppe um nicht einmal drei Prozent zulegten.
Bei der IAG, die für Vueling keine Passagierzahlen separat ausweist, zeigt sich an den verkauften Flugkilometern (Revenue Passenger Kilomerters, RPK), dass auch hier das Wachstum vor allem durch den Billigflieger generiert wurde. Die RPKs von British Airways, Iberia und Aer Lingus wuchsen lediglich um gut vier Prozent – die von Vueling dagegen um knapp neun.
Passagierwachstum der drei Gruppen im ersten Quartal 2017
Airline-Gruppe | Netzwerk | Billigflieger | gesamt |
---|---|---|---|
Lufthansa Group | 3,5 % | 68 % | 13 % |
IAG (RPKs) | 4,9 % | 8,6 % | 3,3 % |
Air France-KLM | 2,6 % | 29,4 % | 5,2 % |
Quelle: Angaben der Airlines. IAG weist für ihre Airlines die Passagierzahlen nicht einzeln aus, daher RPK-Wachstum
Brussels "rettet" die Lufthansa Group
Erweitert man die Datengrundlage für den Vergleich im ersten Quartal 2017 um die Passagierzahlen der irischen Ryanair, dann zeigt sich, wie wichtig der Zukauf von Brussels Airlines für die Lufthansa Group war. Ryanair hatte im ersten Quartal vergangenen Jahres erstmals mehr Passagiere befördert als die gesamte Lufthansa-Gruppe. Mit den rund 1,75 Millionen Passagieren der Brussels Airlines sowie den zusätzlichen Air-Berlin-Kapazitäten kann Lufthansa im ersten Quartal 2017 das anhaltende Ryanair-Wachstum zumindest fast kompensieren.
Lufthansa Group | Ryanair | |
---|---|---|
Quartal 1/2014 | 21609000 | 14230000 |
Quartal 1/2015 | 21563000 | 18450000 |
Quartal 1/2016 | 22332000 | 23380000 |
Quartal 1/2017 | 25233000 | 26370000 |
Quelle: Unternehmensangaben
Sitzauslastung macht den Unterschied
Dennoch läuft bei der Lufthansa Group mit ihrem Billigfliegerkonstrukt Eurowings noch nicht alles rund. Denn der Vergleich der Sitzauslastung von Eurowings und Brussels Airlines mit Transavia, Vueling, Ryanair und auch Easyjet im ersten Quartal zeigt deutlich die Schwäche, die die Lufthansa Group noch in dem Bereich hat. Während die anderen vier auf eine durchschnittliche Sitzauslastung von rund 88 Prozent kommen, hinkt die Lufthansa Group bei der Auslastung ihrer Point-to-Point-Angebote satte 14 Prozentpunkten hinterher.
Sitzauslastung ausgewählter Airlines im ersten Quartal 2017
Airline | Passenger Load Factor |
---|---|
Eurowings und Brussels Airlines | 76,1 % |
Vueling | 81,2 % |
Transavia | 87,3 % |
Ryanair* | 93 % |
Easyjet* | 90,1 % |
Quelle: Angaben der Airlines
*) Unterschiedliche Datenbasis
Klassischerweise gilt eine Betrachtung von Available beziehungsweise Revenue Passenger Kilometers (ASK/RPK) als Basis für die Transportleistung von Fluggesellschaften. Die Zahlen geben an, wie viele Passagierkilometer im Betrachtungszeitraum zur Verfügung standen und wie viele tatsächlich verkauft wurden. Das Verhältnis ergibt die Auslastung in Prozent.
Ryanair und Easyjet geben diese Werte nicht an. Sie verweisen stattdessen auf Passagierzahlen. Doch während klassische Airlines in der Regel nur die Passagiere zählen, die auch tatsächlich geflogen sind, legen Ryanair und Easyjet die Anzahl der gebuchten Tickets zugrunde.
Die Auslastung errechnen Ryanair und Easyjet dann auf Basis der gebuchten Tickets in Beziehung zu den verfügbaren Sitzplätzen. Da gerade bei Low-Cost-Airlines ein nicht zu unterschätzender Kundenanteil ihre gebuchten Flüge nicht antritt, können bei solchen Berechnungen theoretisch Sitzladefaktoren von über 100 Prozent erreicht werden.