Der Chef des neuen Hauptstadtflughafens Berlin Brandenburg International (BBI) will künftig vor allem mithilfe von lukrativen Langstrecken Wachstum erzielen. Im vergangenen Jahr flogen ab Berlin zwar nur 1,1 Millionen Passagiere - und damit jeder 22. Fluggast - zu einem Ziel außerhalb Europas. Allerdings entsprach dies schon einer Steigerung von 25 Prozent zum Vorjahr.
«Das ist das Wachstum, das wir uns auch für die kommenden Jahre vorstellen», sagte der Chef der Berliner Flughäfen, Rainer Schwarz, der «Financial Times Deutschland» (Freitagsausgabe). Tegel und Schönefeld werden im Juni 2012 zum BBI zusammengelegt.
Schwarz hofft, dass er nach dem geplanten Beitritt von Air Berlin zur Luftfahrtallianz Oneworld im April 2012 mehr als die aktuell zwölf Langstreckenziele anbieten kann: «Oneworld-Mitglieder wie Cathay Pacific oder Qantas müssen sich jetzt überlegen, ob sie nach Deutschland in eine Sackgasse fliegen wollen - oder nach Berlin, wo Air Berlin Weiterflüge anbietet.» Die Australier fliegen derzeit direkt nur Frankfurt an, das Drehkreuz des Air-Berlin-Rivalen Lufthansa.
Der 54-Jährige, dessen Vertrag kürzlich um weitere fünf Jahre verlängert wurde, richtet die Berliner Flughäfen neu aus. In der Vergangenheit wuchs den Angaben zufolge vor allem Schönefeld: Low-Cost-Fluglinien wie Germanwings und Easyjet brachten eine wachsende Zahl von Touristen in die Stadt. Die Nachfrage von Geschäftsreisenden hingegen war dem Bericht zufolge traditionell geringer als etwa in Frankfurt oder München, weil in Berlin weniger Konzerne ihren Sitz haben.
Nun aber wächst vornehmlich - auch wegen der neuen Flugsteuer, die vor allem bei preissensiblen Kunden durchschlägt - der stadtnähere Flughafen Tegel. Diesen fliegen Netzwerklinien wie die Lufthansa an.
Schönefeld spürt Auswirkungen der Ticketsteuer
Der Flughafen Berlin-Schönefeld als wichtige Basis für Billigflieger spürt nach Betreiberangaben einen Dämpfer wegen der umstrittenen Ticketsteuer. Im März ging die Passagierzahl um 3,8 Prozent auf rund 566.000 zurück, wie die Flughafengesellschaft am Freitag mitteilte. Das erste Quartal brachte mit 1,52 Millionen Reisenden nur ein leichtes Plus von 0,3 Prozent. Für diese Stagnation habe die seit Jahresbeginn geltende Steuer gesorgt, hieß es.
In Tegel, wo mehr Geschäftsreisende starten, stieg die Passagierzahl in den ersten drei Monaten dagegen um 11,4 Prozent auf 3,49 Millionen. Im März wurden dort 1,31 Millionen Reisende gezählt (plus 7,3 Prozent).
Insgesamt wurden an den Berliner Flughäfen im ersten Quartal 5,01 Millionen Passagiere abgefertigt. Dies entspricht einem Anstieg um 7,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Menge der Luftfracht betrug im gleichen Zeitraum 7.582 Tonnen und lag somit 33,7 Prozent über dem Wert des Vorjahreszeitraums.