United Airlines wird nicht wie angekündigt ab Ende Mai zwischen Washington und Berlin fliegen. Das bestätigte ein Sprecher der Airline gegenüber airliners.de. Die Flüge hatte United ursprünglich bereits für Anfang Mai angekündigt, den Start der Verbindung dann aber auf Ende des Monats verlegt.
"United Airlines hat die Aufnahme der saisonalen Nonstop-Flüge zwischen Berlin und Washington-Dulles verschoben, und es steht im Moment leider noch nicht fest, wann es stattdessen losgehen soll", heißt es nun auf Anfrage von der Fluggesellschaft.
Alle anderen für den Sommer 2022 geplanten United-Airlines-Flugverbindungen nach Deutschland und in die Schweiz finden dagegen statt. Dazu zählt auch die New-York-Verbindung nach Berlin, die seit Anfang des Sommerflugplans Ende März läuft. Auch das war bereits eine Verschiebung: Ursprünglich angekündigt wurde die New-York-Verbindung für Anfang März.
Die zahlreichen Verschiebungen im Berliner Flugplan der United sind ein Symptom der Schwierigkeiten, die Airlines offensichtlich mit ihren Berlin-Flügen haben. In geringerem Umfang gibt es derlei Nach-Corona-Wehen auch anderenorts, allerdings gelingt es Berlin insgesamt deutlich schlechter, nach der Pandemie wieder Verkehre anzuziehen.
Platz 4 in Deutschland wackelt
Die zahlreichen Verschiebungen im Berliner Flugplan der United sind aber nur ein Symptom der Schwierigkeiten, die Airlines offensichtlich mit ihren Berlin-Flügen haben.
In geringerem Umfang gibt es derlei Nach-Corona-Wehen auch anderenorts, allerdings gelingt es Berlin insgesamt deutlich schlechter, nach der Pandemie wieder Verkehre anzuziehen. Eine Analyse der für den Sommer angekündigten Sitzplatzkapazitäten an deutschen Flughäfen zeigt aber, wie dramatisch der Rückgang im Berliner Sitzplatzangebot nach wie vor ist.
Nach absoluten Rückgängen im Sitzplatzangebot liegt Berlin gleich auf mit Deutschlands größtem Hub, dem Flughafen Frankfurt. An beiden Standorten haben die Airlines in dieser Flugplanperiode rund 7,8 Millionen Sitze weniger im Angebot als noch 2019. Allerdings bedeutet das in Frankfurt lediglich einen Rückgang von 14 Prozent im Vergleich zu Vor-Corona-Zahlen - in Berlin ist es fast ein Drittel.
In Frankfurt fehlen aktuell vor allem noch immer die Asien-Verbindungen in Länder, die sich nach Corona noch nicht wieder geöffnet haben. Das betrifft in Berlin aber nur eine einzige Verbindung - die der Hainan Airlines aus Peking. Zum weiteren Vergleich mit den größten Standorten: In München liegt der Rückgang bei 19 Prozent, in Düsseldorf bei rund 15 Prozent.
Während Frankfurt (minus 14 Prozent), München (minus 19 Prozent) und Düsseldorf (minus 19 Prozent) also auf einem relativ guten Weg der Erholung sind, liegt Deutschlands Nummer drei, der Flughafenstandort Berlin, mit minus 29 Prozent noch immer weit hinter den 2019er-Zahlen zurück. Je nachdem, wie gut die Flugzeuge dann tatsächlich ausgelastet sind, läuft der neue Hauptstadtflughafen im Gesamtjahr sogar Gefahr, von Platz drei der Flughäfen in Deutschland verdrängt zu werden.
Vor allem Easyjet fehlt
Dabei fällt in der Detailanalyse auf, dass das Vor-Corona-Ausmaß an Billigfliegern fehlt. Allein Easyjet, größter Anbieter am Standort sowohl 2019 als auch jetzt, fliegt im Sommer gerade einmal die Hälfte ihres Berlin-Angebots.
Aber auch die Berlin-Kapazitäten von Ryanair, Eurowings und Norwegian fehlen in großem Stil, wie diese Grafik der größten Fehlpositionen im Berliner Nach-Corona-Sommerflugplan zeigt:
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Die Lufthansa-Kapazitäten in der Hauptstadt fallen sogar noch durchschnittlich aus. Der Aeroflot-Ausfall im Zuge der Russland-Sanktionen trifft Berlin aber ebenfalls hart. Dabei ist die staatliche Aeroflot nicht einmal die einzige russische Airline, die jetzt fehlt.
Viele weitere Verbindungen fehlen noch
Was in Berlin fehlt, sind in Summe also auch die Kapazitäten vieler weiterer Airlines. Zwar kommt der Wegfall jeder einzelnen in der Grafik unter "Weiteren" aufgeführten Airline nicht über 100.000 Sitze, aber in der Masse fällt es auf.
Pobeda, Utair und S7 dürfen nicht mehr nach Berlin kommen, was sie zuvor sehr häufig getan haben. Ukraine International war ebenfalls ein regelmäßiger Gast in der Hauptstadt. Lot fliegt deutlich weniger.
Aber auch das Wow-Air-Angebot nach Island fehlt, was die neue Play noch nicht wettmachen kann. Gleiches gilt für die Kapazitäten auf den innerdeutschen Strecken der DAT, die noch nicht annähernd an das Angebot der Luxair kommen, die zuvor auf den Routen unterwegs war.
Noch nicht wieder zurück sind unter anderem die Berlin-Langstrecken aus China (Hainan Airlines), aus Kanada (Air Canada) oder den USA (Delta). Das können allein die neuen USA-Angebote der United und die Scoot-Flüge nach Singapur nicht auffangen, wenn noch dazu auch Qatar erst wieder drei Viertel der Vor-Corona-Kapazitäten nach Berlin bietet.
Große Finanzielle Probleme
Insgesamt sind das keine guten Aussichten für den finanziell ohnehin stark angeschlagenen Flughafen. Im vergangenen Jahr hat der BER erneut einen hohen Verlust verbucht - wenn auch nur halb so hoch wie im Vorjahr. Das sei jedoch "nur bedingt beruhigend", wie BER-Chefin Aletta von Massenbach erklärt.
Das Eigenkapital des Flughafens ist nun vollständig aufgebraucht und die von der EU abgenickten Subventionen der Eigentümer Berlin, Brandenburg und Deutschland reichen nicht aus, das Loch zu stopfen.