Antonow ist vor allem durch seine robusten Transportflugzeuge bekannt, die in sowjetischer Zusammenarbeit entstanden sind. Seit nunmehr genau 30 Jahren spielt zudem die firmeneigene "Antonov Airline" eine zentrale Rolle.
Im Zuge der politischen Zerwürfnisse mit Russland ist die Bedeutung der Fluggesellschaft für die ukrainische "Antonov State Enterprise" sogar noch wichtiger geworden. Wie wichtig, verdeutlichen Zahlen, die deren Direktor Mykhailo Kharchenko jetzt vor Pressevertretern in Kiew nennt: "2018 konnten wir 6500 Flugstunden verkaufen. Aktuell tragen meine 1200 Mitarbeiter damit 80 Prozent zum Antonow-Gesamtumsatz bei."
Antonow-Präsident Oleksandr Donets ergänzt: "Jeweils zehn Prozent entfallen noch auf die Leistungen unseres Konstruktionsbüros und unserer Produktionsstätten." Vor allem den verstärkten internationalen Aktivitäten der Frachtfluglinie sei damit die inzwischen wieder insgesamt positive Entwicklung des Firmenverbundes Antonow zu verdanken. Insgesamt beschäftigt Antonow knapp 10.000 Mitarbeiter.
Zwei An-124 sind in Leipzig stationiert
Im Vordergrund steht dabei auch die Partnerschaft mit der Nato-Agentur NSPA, für die im Rahmen der "Strategic Airlift International Solution" (SALIS) dauerhaft zwei An-124 Großfrachter mit bis zu 150 Tonnen Zuladung am Flughafen Leipzig-Halle stationiert sind.
Mit der neu gegründeten "Antonov Logistics SALIS GmbH" steht Antonov Airlines in Leipzig eine Handling-Agentur nach deutschem Recht zur Seite. "Wir garantieren unseren Partnern zwei Flugzeuge, die permanent in Leipzig-Halle stationiert sind. Bei Bedarf können bis zu drei weitere Flugzeuge innerhalb weniger Tage bereitgestellt werden", sagt deren Geschäftsführer Oleksandr Grytsenko.
Die russische Gesellschaft Volga-Dnepr hat sich mit ihren zwölf Flugzeugen aus politischen Gründen inzwischen komplett aus dem lukrativen Programm für verschiedene NATO-Staaten zurückgezogen und Antonow das Feld allein überlassen, hat aber ebenfalls weiter eine Station in Leipzig-Halle.
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Parallel läuft ein heikler Rechtsstreit um die Zulässigkeit von Maßnahmen zur Lebensdauerverlängerung der zivilen russischen An-124 Flotte. "Das staatliche (ukrainische) Unternehmen Antonow als Hersteller und Inhaber der Typenzulassung sieht systematische und grobe Verletzungen eingeführter Verfahren zur Erhaltung der Lufttüchtigkeit durch Volga-Dnepr", heißt es in einem Memorandum, das verschiedenen Luftfahrtbehörden vorgelegt wurde. Der russische Konkurrent bestreitet dies vehement und betont, im Einklang mit internationalem Recht zu verfahren.
Boeing-Tochter hilft bei der Teileversorgung
Antonov State Enterprise gilt als Flaggschiff der ukrainischen Luftfahrtndustrie. Heute muss das Unternehmen angesichts des Krieges im Osten des Landes und der Annexion der Halbinsel Krim versuchen, ohne Partner aus Russland auszukommen. In der Folge musste Antonow die Serienproduktion sogar zeitweise stoppen, da durch die politischen Zerwürfnisse mit Russland viele notwendigen Teile fehlten.
Seit Juli 2018 ist nun aber die Boeing-Tochter Aviall mit an Bord, die den ukrainischen Hersteller dabei unterstützt, seine Produktpalette auf nicht-russische Komponenten umzurüsten und damit neu zuzulassen. Die neue Zusammenarbeit betrifft nun vor allem die „8er-Reihe“ um die Regionalflugzeuge An-148 und -158 und den taktischen Transporter An-178.
"Aus meiner Sicht hat vor allem unsere 178 großes Potential", gibt sich Donets zuversichtlich. Er ist seit Mitte vergangenen Jahres der neue Präsident der Unternehmensgruppe – als bereits dritter Topmanager innerhalb von drei Jahren. Seine Hauptaufgabe neben der Wiederherstellung von Vertrauen bei den Mitarbeitern sieht er in der längst überfälligen Aufnahme der Serienfertigung der 8er-Flugzeuge.