Die schwer angeschlagene italienische Fluggesellschaft Alitalia steht vor dem Ende. In einem Referendum stimmten 67 Prozent der rund 12.500 Mitarbeiter gegen einen mit der Regierung ausgehandelten Kompromiss zur Rettung der Fluglinie. Italiens Regierungschef Paolo Gentiloni hatte im Vorfeld gesagt, falls der Plan scheitere, könne Alitalia nicht überleben. Es gebe keinen Plan B, Alitalia sei ein privates Unternehmen.
Der Verwaltungsrat kam am Dienstag zusammen und kündigte eine Aktionärsversammlung für Donnerstag an, teilte das Unternehmen mit. Der Flugbetrieb bleibe aufrecht erhalten. Erwartet wird, dass nun ein Insolvenzverwalter berufen wird. Großaktionär bei Alitalia ist wie bei Air Berlin die arabische Gesellschaft Etihad.
Rettungsplan
Der Sparplan, den die italienische Regierung als Kompromiss für Unternehmensspitze und Gewerkschaften vorgeschlagen hatte, sah vor, dass die Gehälter um durchschnittlich acht statt 30 Prozent gekürzt und 980 statt 1400 der 12.500 Beschäftigten entlassen werden. Auch die Arbeitnehmervertreter unterstützten letztlich die Pläne.
Alitalia steckt seit Jahren in der Krise. Allein im vergangenen Jahr hat die Airline Verluste in Höhe von 460 Millionen Euro eingefahren. Mitte März hatte das Management einen Rettungsplan vorgestellt. Er sieht ein drastisches Sparprogramm vor, der die einstige Staatsfluglinie binnen zwei Jahren wieder in die Gewinnzone bringen soll.
Die Gewerkschaften riefen angesichts der vorgesehenen Stellenstreichungen und Kürzungen der Gehälter des Flugpersonals mehrfach zu Streiks auf. Schließlich einigte man sich vergangene Woche mit der Unternehmensspitze auf einen Kompromiss. Gleichzeitig setzten die Gewerkschaften durch, dass über den Plan abgestimmt werden muss.

Alitalia-Beschäftigte demonstrieren am Ende Febuar 2017 am Flughafen Rom-Fiumicino. Foto: © dpa, Alessandra Tarantino/AP/dpa
Mit "Bedauern und Bestürzung" habe man den negativen Ausgang des Referendums wahrgenommen, der die Rekapitalisierung des Unternehmens gefährde, teilten Wirtschafts-, Arbeits- und Verkehrsministerium in einer gemeinsamen Erklärung mit. Das Ziel der Regierung sei es, die Kosten "für die italienischen Bürger und die Reisenden" zu minimieren.
Auf Milliarden von italienischen Banken gehofft
Alitalias Anteilseigner, darunter die Banken UniCredit und Intesa Sanpaolo, hatten damit gedroht, die Umschuldung von Verbindlichkeiten der Fluglinie zu blockieren, sollte es keinen Sanierungsplan geben. Ursprünglich wollten sie zwei Milliarden Euro zuschießen.
Die Fluggesellschaft hat vor allem mit Billigfliegern zu kämpfen, die auf den italienischen Markt gedrängt sind und mit der Konkurrenz von Schnellzügen innerhalb Italiens. Die Übernahme von 49 Prozent der Anteile durch die arabische Fluggesellschaft Etihad sollte den Neustart bringen. Doch die Beteiligung erwies sich für die Araber bislang als teures Zuschussgeschäft - ähnlich wie ihre Beteiligung an Air Berlin, die Analysten zufolge bislang mehr als eine Milliarde Euro kostete.
Bei der Etihad-Beteiligung Air Berlin steht der Rettungsplan schon etwas länger und wird bereits umgesetzt. So werden beispielsweise Maschinen an die Lufthansa vermietet, die österreichische Tochter Niki wird verkauft und es sollen 1200 Stellen abgebaut werden. Außerdem setzt die deutsche Fluggesellschaft verstärkt auf Langstrecken in die USA- eine Strategie, die auch Alitalia fahren wollte.