Im deutschen Flugzeugbau kommt das Zeitalter des Kunststoffs voll in Fahrt. Der Flugzeughersteller Airbus begann am Dienstag in seinem Werk in Stade mit der Produktion des ersten Bauteils für das neue Flugzeugmodell A350 XWB. Airbus-Chef Tom Enders setzte gemeinsam mit anderen Airbus-Managern und dem Luftfahrt-Koordinator der Bundesregierung, Peter Hintze (CDU), eine Maschine in Gang, die mit der Herstellung der Flügeloberschale aus Kohlenfaserverbundstoffen (CFK) begann.
«Das ist ein Meilenstein in diesem wichtigen Programm», sagte Enders. Das 32 Meter lange Bauteil ist die größte CFK-Komponente im weltweiten Airbus-Produktionsverbund. Das Langstrecken-Flugzeug A350 XWB mit einer Kapazität von 270 bis 400 Sitzplätzen - je nach Modell und Bestuhlung - soll 2012 den Erstflug absolvieren und 2013 an den ersten Kunden ausgeliefert werden. Der Rumpf besteht zu 53 Prozent aus CFK und ermöglicht so enorme Gewichts- und Kraftstoffeinsparungen.
In Stade werden neben der Flügeloberschale auch Teile des hinteren Rumpfes und des Seitenleitwerks produziert. Airbus investierte rund eine halbe Milliarde Euro in Hallenneubauten, Maschinen und Anlagen und verdoppelte das Werksgelände am Standort Stade. Bis Ende des Jahres werden dort rund 100 Mitarbeiter für den A350 arbeiten, bei voller Produktion später 500. An der Produktion sind auch andere deutsche Airbusstandorte wie Hamburg, Bremen und Buxtehude beteiligt. Im nächsten Jahr soll die Endmontage in Toulouse beginnen.
«Wir haben aus unseren Fehlern bei der A380 gelernt», sagte Enders. Beim Produktionsanlauf des Großraum-Flugzeugs war es zu langen Verzögerungen gekommen. «Aber was in den nächsten drei Jahren bis zur ersten Auslieferung vor uns liegt, das wird ein Höllenritt; eine große Herausforderung für Airbus, die Mitarbeiter, die Zulieferer.» Die Software für die Airbus-Standorte und die beteiligten Zulieferer sei mittlerweile einheitlich, so dass es nicht mehr zu Abstimmungsproblemen komme und die Transparenz deutlich besser sei als beim A380.
Für die A350-Flugzeugfamilie liegen mittlerweile 528 feste Bestellungen von rund 30 Kunden vor. Damit sei es das am schnellsten verkaufte Flugzeug in der Airbus-Unternehmensgeschichte. Er sei fest davon überzeugt, dass der A350 ein großer Erfolg werde, sagte Enders. Airbus tritt damit gegen den «Dreamliner» des Konkurrenten Boeing an.