Air Berlin erhöht auf ihrem Sanierungskurs das Tempo. Das laufende Schrumpf- und Sparprogramm soll dem angeschlagenen Lufthansa-Konkurrenten in diesem Jahr schon 230 Millionen der insgesamt geplanten 250 Millionen Euro einbringen. Zudem will Vorstandschef Hartmut Mehdorn mit dem Verkauf von acht Flugzeugen das Eigenkapital aufbessern. "Unser Ziel bleibt: 2013 wollen wir deutlich schwarze Zahlen schreiben", sagte der Manager am Mittwoch bei der Vorlage des Zwischenberichts für das erste Halbjahr. Dazu sollen höhere Ticketpreise und die weitere Verkleinerung der Flotte beitragen. Doch die Verzögerungen beim Berliner Hauptstadtflughafen und hohe Treibstoffpreise machen dem Lufthansa-Konkurrenten zu schaffen.
An der Börse wurden die Nachrichten zurückhaltend aufgenommen. Bis zum frühen Nachmittag verlor die Air-Berlin-Aktie 1,19 Prozent auf 1,906 Euro und gehörte damit zu den schwächeren Werten im SDax.
Trotz tiefroter Zahlen im zweiten Quartal sieht das Management Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft nach verlustreichen Jahren auf dem Weg der Gesundung. "Was wir tun, ist nichts, was über Nacht wirkt, aber es gibt Fortschritte", sagte Mehdorn. Zumindest vor Steuern und Zinsen soll im kommenden Jahr ein Gewinn stehen. "Und wenn uns da nicht negative Bewertungseffekte entgegenkommen, dann kann es auch ein schwarzes Nettoergebnis sein", sagte Finanzchef Ulf Hüttmeyer.
Verkauf von Flugzeugen
Unter solchen Bewertungseffekten hatte die Gesellschaft schon zur Jahresmitte zu leiden: Da der Kerosinpreis sank, schrumpfte der Marktwert der Finanzinstrumente, mit denen sich Air Berlin zumindest passable Einkaufskonditionen gesichert hatte. Dadurch schrumpfte das Eigenkapital auf einen "besorgniserregendes Niveau", wie ein Analyst anmerkte. Dagegen soll nun der Verkauf von acht Flugzeugen helfen: Mit dem Erlös soll die Eigenkapitalquote wieder von vier Prozent zur Jahresmitte auf über elf Prozent wachsen.
Mit ihrem Sanierungsprogramm reagiert Air Berlin auf die seit Jahren aufgelaufenen Verluste. Die Flugzeugflotte wurde seit vergangenem Sommer bereits um 13 auf 152 Maschinen zusammengestrichen. Ende des Jahres sollen es nach den geplanten Verkäufen noch etwa 150 Stück sein - obwohl neue Flieger hinzukommen. Unrentable Strecken hat der Vorstand bereits gestrichen. Während die Passagierzahlen zuletzt zurückgingen, konnte das Unternehmen höhere Ticketpreise durchsetzen - und der Umsatz stieg.
Nun soll das Programm mit 230 Millionen Euro in diesem Jahr 30 Millionen mehr einbringen als ursprünglich geplant. Stellenstreichungen plant Air Berlin im Gegensatz zum Platzhirsch Lufthansa bisher offiziell nicht. Im zweiten Quartal beschäftigte das Unternehmen sogar mehr Mitarbeiter als ein Jahr zuvor.
Mehdorn peilt höhere Ticketpreise an
Unterdessen rechnet das Management um Vorstandschef Hartmut Mehdorn damit, von seinen Fluggästen mehr Geld verlangen zu können. Schon in den ersten sechs Monaten seien die Durchschnittserlöse um 7,5 Prozent gestiegen - auch weil im Rahmen des Sparprogramms unrentable Strecken mit niedrigen Preisen wegfielen. Dieser Trend dürfte sich im Rest des Jahres fortsetzen, hieß es.
Sorgen bereitet dem Vorstand, dass die Gesellschaft in Berlin im Winter weiter auf den alten Flughafen Tegel angewiesen ist. Die Hängepartie um die Eröffnung des Hauptstadtflughafens nannte Mehdorn ein Ärgernis. "Hoffentlich kommen die schnell in die Hufe", sagte er. Air Berlin muss wegen der geplatzten Eröffnung sein Berliner Drehkreuz weiter am Flughafen Tegel aufbauen, der dafür eigentlich nicht geeignet ist. Mehdorn sagte, über Schadenersatz sei man in einem guten Dialog mit der Flughafengesellschaft. Eine Summe nannte er nicht, zumal der neue Eröffnungstermin noch nicht endgültig feststeht.
Im zweiten Quartal war Air Berlin trotz überraschend großer Sparerfolge erneut in den roten Zahlen gelandet. Die gestiegenen Treibstoffkosten und eine geringere Steuererstattung ließen den Verlust unter dem Strich um 51 Prozent auf 66 Millionen Euro wachsen, wie das Unternehmen bereits vergangene Woche mitgeteilt hatte. Der Umsatz stieg um knapp zwei Prozent auf mehr als 1,1 Milliarden Euro. Der operative Verlust vor Zinsen und Steuern (EBIT) verringerte sich um neun Prozent auf 29 Millionen Euro, obwohl die Gesellschaft rund zehn Prozent mehr für Treibstoff ausgeben musste.