Der für Freitag angekündigte ganztägige Warnstreik der Gewerkschaften an den Flughäfen Düsseldorf, Köln/Bonn, Stuttgart und Karlsruhe/Baden-Baden legt dem Flughafenverband ADV zufolge den Betrieb an den Airports weitgehend lahm. An den vier Flughäfen seien insgesamt rund 580 Flüge mit mehr als 76.000 Passagieren gestrichen, erklärte der Verband am Donnerstag.
Die Gewerkschaft Verdi hatte die Beschäftigte der Fluggastkontrolle, der Personal-, Waren- und Frachtkontrolle sowie Beschäftigte des öffentlichen Dienstes zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen.
"Wir haben eine gute Beteiligung, die Stimmung ist entschlossen", sagte der Verdi-Sprecher. Am Flughafen Köln/Bonn habe der Warnstreik bereits am Donnerstagabend um 22:00 Uhr begonnen, in Düsseldorf legten die Beschäftigten ihre Arbeit am Freitag um 03:00 Uhr nieder.
"Aufgrund der Warnstreiks gibt es heute keinen regulären Passagierflugverkehr am Flughafen Köln/Bonn", teilte der Airport Köln/Bonn mit. Der Warnstreik werde bis Mitternacht und in Teilbereichen sogar bis Samstagmorgen um 7:00 Uhr andauern.
Der Flughafen Düsseldorf will nach Angaben eines Sprechers einen Notbetrieb aufrechterhalten. Gemeinsam mit den Airline-Partnern werde ein deutlich reduzierter Flugplan für den Streiktag erarbeitet. Hier fielen demnach zwei Drittel der ursprünglich geplanten Flüge aus. Von den ursprünglich 391 geplanten Starts und Landungen waren 264 betroffen.
Am Flughafen Köln/Bonn sind nach Unternehmensangaben fast alle Passagierflüge gestrichen worden: Von den ursprünglich geplanten 148 Starts und Landungen sollen 144 nicht stattfinden.
Am Stuttgarter Flughafen wird es am Freitag dagegen keinen regulären Flugbetrieb geben. Es könnten nur Sicherheitslandungen, medizinische Flüge und militärische Flüge durchgeführt werden, heißt es vom Flughafen. Für Samstag rechnet der Stuttgarter Flughafen wieder mit einem normalen Betrieb.
Die Flugzeuge am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden sollen am Freitag dagegen abheben. Es könne allerdings zu längeren Wartezeiten bei den Sicherheitskontrollen kommen, sagte Geschäftsführer Uwe Kotzan auf Anfrage. Passagiere sollten entsprechend mehr Zeit einplanen und sich noch vor der Reise über ihren Flugstatus informieren.
Die Warnstreiks haben sich auch auf den Betrieb am Frankfurter Airport ausgewirkt. "Wir haben ein höheres Passagieraufkommen, daher kommt es zu etwas längeren Wartezeiten", sagte ein Fraport-Sprecher. Schätzungsweise seien mehrere tausend Fluggäste zusätzlich über Frankfurt geflogen.
"Das Maß ist voll"
Verdi zeigte sich am Freitag zufrieden mit der Streikbeteiligung. Laut der Gewerkschaft waren allein in Düsseldorf rund 500 Beschäftigte im Ausstand, in Stuttgart rechnete ein Funktionär mit etwa 700 Streikenden. Am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden hielten hingegen Streikbrecher aus anderen Betrieben den Flugbetrieb aufrecht, hieß es von Verdi.
"Das Maß ist voll", erklärte ADV-Geschäftsführer Ralph Beisel. "Solche Ausstände bringen massive Folgeprobleme mit sich. Nicht nur Passagiere werden durch ausufernde Warnstreiks in Geiselhaft genommen". Völlig ausgeblendet werde, dass sich Airlines und Flughäfen gerade von der tiefsten Krise der Luftfahrt erholen, so der Flughafenverband.
Die Flughäfen, nicht selbst als Arbeitgeber am Verhandlungstisch mit den Gewerkschaften Verdi, Beamtenbund und Tarifunion, treffe der erneute Warnstreik hart, während sie sich gerade erst vom Geschäftseinbruch während der Corona-Krise erholten. Dauer und Umfang der Streiks im Tarifkonflikt seien unverhältnismäßig.
Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo bewertete die Ausstände beim Bodenpersonal hingegen als "notwendige Zumutung". Rückten die Arbeitgeber nicht von ihrem "Spardiktat" ab, werde es nicht gelingen, abgewanderte Fachkräfte rechtzeitig zu ersetzen. Die Urlaubssaison 2023 stehe unter denselben Vorzeichen wie 2022, als es an vielen Airports zu Chaos gekommen war.
Der 24-stündige Warnstreik beginnt in der Nacht zum Freitag. Verdi will damit den Druck in der Tarifrunde des öffentlichen Dienstes und parallel laufenden Verhandlungen mit privaten Sicherheitsdienstleistern an Flughäfen erhöhen.
Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen 10,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat bei zwölf Monaten Laufzeit. Die Arbeitgeber boten bislang fünf Prozent Erhöhung in zwei Schritten in diesem und im kommenden Jahr an sowie eine Inflationsausgleichsprämie von 2500 Euro. Die dritte Verhandlungsrunde ist für den 27. bis 29. März geplant.