Der Hauptstadtflughafen BER rechnet durch den Abzug von Flugzeugen der Airline Easyjet mit deutlichen Einbußen bei Passagieren und Umsatz.
Geschäftsführerin Aletta von Massenbach gehe nach ersten Schätzungen von 2,3 Millionen weniger Passagieren und einem geringeren Umsatz von 30 Millionen Euro aus, berichtete der "Tagesspiegel" unter Berufung auf eine interne Mail an den Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes.
"Wir bedauern die Entscheidung von Easyjet", wird die BER-Chefin zitiert. "Die Entscheidung macht deutlich, dass die Luftfahrtbranche die durch die Pandemie verursachte Krise noch lange nicht überwunden hat." Eine Flughafensprecherin wollte sich am Freitag nicht zu dem Bericht äußern.
Der Berliner Flughafen hatte im ersten vollständigen Geschäftsjahr nach seiner Inbetriebnahme einen hohen Verlust eingefahren. Fast 570 Millionen Euro betrug der Fehlbetrag im vergangenen Jahr. Damit hat sich der Verlust gemessen am Vorjahr zwar nahezu halbiert, doch das sei "nur bedingt beruhigend", betonte von Massenbach Anfang des Monats.
Noch immer verdient die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) nicht genug, um den eigenen Betrieb vollständig zu finanzieren. Das Eigenkapital ist durch den neuerlichen Millionenverlust vollständig aufgezehrt. Nur mit Hilfe der staatlichen Eigentümer, des Bunds sowie die Länder Berlin und Brandenburg, kann der Flugbetrieb weiterlaufen.
Für die FBB und die Eigentümer ist klar, dass diese Probleme noch einige Jahre anhalten dürften. Zudem genehmigte die EU-Kommission im Februar staatliche Beihilfen von 1,7 Milliarden Euro, die der BER unter anderem dafür benötigt, Schulden zu tilgen. Mit dem Teilrückzug des größten Airlinekunden verschärft sich die Situation nun deutlich.
Elf statt 18 Flugzeuge ab Winter
Easyjet will ab dem Winter elf statt 18 Flugzeuge am BER stationieren. Von den rund 800 Flugbegleitern und Piloten sollen "unter Umständen" rund 275 gehen. Hintergrund seien die "hohen und steigenden" Flughafengebühren sowie eine schwächer als erwartet ausfallende Erholung der Nachfrage nach der Corona-Krise in Deutschland.
Die Lufthansa-Tochter Eurowings will die freigestellten Crews anwerben. Jeder erhalte ein attraktives Jobangebot, sagte Eurowings-Chef Jens Bischof.
Die Betreibergesellschaft hatte sich im Frühjahr auf 17 Millionen Fluggäste in diesem Jahr eingestellt, knapp halb so viele wie vor der Pandemie an den Berliner Alt-Flughäfen Tegel und Schönefeld. Die Umsatzprognose lag bei etwa 550 Millionen Euro.